Jubiläum für zwei Kinderbuch-Helden Eine Pfannkuchentorte zum 40.
Ein Kater in grüner Latzhose und ein alter Mann mit Bart. Echt jetzt? Würde ein Verlag heute einer solchen Geschichte eine Chance geben? Der schwedische Opal-Verlag druckte 1984 das erste Bilderbuch von Sven Nordqvist. Seitdem gibt es das Erfolgsduo “Pettersson und Findus”.
Fast möchte man glauben, dass Michel aus Lönneberga gleich hinter dem Busch hervorspringt. Ein rotes Häuschen auf dem Land irgendwo in Schweden - mit Garten, Hühnerstall, Plumpsklo und - ja, genau - einem Tischlerschuppen. Eine bezaubernde Einsamkeit, in der Pettersson und Findus in liebevoller Zweisamkeit zu Hause sind.
Der schrullige alte Mann mit großem Hut, Bart und Nickelbrille und seine quirlige Katze feierten 1984 einen Geburtstag mit Hindernissen. Am Ende gab es – wie an jedem der drei Geburtstage im Jahr – eine leckere Pfannkuchentorte. Das glückte so gut, dass Sven Nordqvist den erfinderischen Mann, den kindlichen Kater und seine Etepetete-Hühner noch allerlei Abenteuer erleben ließ. In 29 Sprachen wurden die Geschichten von Pettersson und Findus“ übersetzt, über 9,4 Millionen Bücher, CDs und Co. allein in Deutschland verkauft.
Was aber fasziniert so an diesen Bilderbuchgeschichten, die mehr als 20 Jahre nach dem „Michel von Lönneberga“-Buch von Astrid Lindgren erschienen und die so aus der Zeit gefallen scheinen? Da sind die warmherzigen und witzigen Geschichten um einen erfinderischen Eigenbrötler und seinen schelmischen, vierbeinigen Schützling. Ihre kleinen Abenteuer erleben sie in einer überschaubaren Welt, in der man dem Fuchs einen Schrecken einjagt, um ihn am Hühnerfangen zu hindern, in dem Pettersson seinem vierbeinigen Katzonauten eine Mondrakete bastelt, indem Findus und sein Tiger-Freund mit den wagemutigen Hühnern gänzlich unblutig Zirkus spielen. Und da sind vor allem diese wimmeligen, liebevollen Zeichnungen, auf denen es so viele niedliche Details – inklusive der Mucklas, eine Art Mini-Kobolde – zu entdecken gibt und die die Geschichten einem Comic gleich weitererzählen.
Sven Nordqvist sagte über den Erfolg seiner Geschichten: „Viele Leserinnen und Leser haben gesagt, dass sie die Bilder mit all den kleinen Details mögen. Ich glaube auch, dass viele Kinder gerne so leben würden wie Findus, in einer sicheren Umgebung auf dem Land mit einem Erwachsenen, der ihn mag und immer da ist. Sie unternehmen viel zusammen, aber da er eine Katze ist, kann er tun, was er will, er ist frei und hat gleichzeitig seinen festen Platz bei Pettersson. Es ist eine kleine, freundliche, idyllische Welt, und wenn es ein Problem gibt, wird es am Ende gelöst.“
Manches an dieser Erfolgsgeschichte war Zufall, manches autobiografisch. Eigentlich wollte Nordqvist ein Buch über den Umstand schreiben, dass man – wenn man etwas tun möchte (etwa eine Pfannkuchentorte backen) – oft zuerst etwas anderes tun muss (etwa Mehl kaufen) und für diese zweitrangige Sache muss man auch wieder etwas tun (etwa ein Fahrrad reparieren, für das man das Werkzeug aber erst suchen muss). Um diese Verkettung der Umstände geht es in „Eine Geburtstagstorte für die Katze“.
Geplant waren weder eine Buchreihe noch Kater Findus. „Ich wählte einen alten Mann in einem kleinen Haus auf dem Land, weil es mir nahe liegt. Ich hätte selbst dieser alte Mann sein können. Und er brauchte jemanden, mit dem er reden konnte, denn der Text ist lustiger, wenn es Dialoge gibt“, erzählt der 78-jährige Nordqvist dem Oetinger-Verlag zum jetzigen Jubiläum. Er habe gedacht, dass die Katze die Geschichte nicht so sehr stören werde. Aber der unbekümmerte Findus verselbstständigte sich als Figur.
Autobiografisch ist an „Pettersson und Findus“ so einiges: Nordqvist schrieb die Geschichte, als seine eigenen Kinder klein waren, nahm die Anregungen aus seinem eigenen Familienleben auf. Wie Pettersson und Lindgrens Michel bastelte Nordqvist in seiner Schreinerwerkstatt, zog sich gern allein zurück.
Neue Abenteuer von Pettersson und Findus wird es nicht geben. „Als die Kinder erwachsen waren, verschwand der Teil meines Lebens, in dem ich ein kleines Kind gehabt hatte, das immer da war. Und nachdem ich all die lustigen kleinen Details so oft gezeichnet hatte, fühlte es sich an, als würde ich mich nur wiederholen und meine eigenen Bilder nachzeichnen.“ Früher habe ihm das Malen auch mehr Spaß gemacht, räumte Nordqvist ein.
Was die Verlage aber nicht hindert, Pettersson und Findus zum Jubiläum mit einem Sammelschuber, einem Pappbilderbuch und einem Beschäftigungsbuch hochleben zu lassen. Da ist sie dann wieder, diese Bullerbü-Unbeschwertheit. Und Lönneberga ist bestimmt nicht weit weg.