LitParade Hartmut El Kurdi: Angstmän

Im Grunde eine Riesensache: Weil die Mutter unerwartet Nachtdienst im Krankenhaus schieben muss und der Papa sowieso in einer anderen Stadt wohnt, darf Jennifer allein in der Wohnung nächtigen. Gut, es ist das erste Mal. Trotzdem: Kein Grund zur Panik.

Denn wofür hat sie ihre phänomenale Verhaltensliste für solche Fälle! Zum Beispiel: Stundenlang fernsehen und dann ungezahnputzt, ungewaschen, mit einer Chipstüte auf dem Sofa einschlafen. Das ist es. Wäre da nicht beim Durchzappen plötzlich dieser Krimi aufgetaucht, der mit der Kettensäge. Und dann diese Husterei. Diesmal nicht in der Flimmerkiste, sondern - im Schrank!

Ein kleiner Außerirdischer hockt da, der sagt, dass er ein Superheld sei und Angstmän heißt. Und der sich furchtbar fürchtet vor einem anderen Superhelden, der sich Pöbelmän nennt. Die fieseste Ratte im Universum, sagt Angstmän, die das volle Programm draufhat. Also schubsen, Bein stellen, Kopf ins Klo und spülen...

Ausgerechnet dieser Pöbelmän taucht ebenfalls bei Jennifer auf, stopft die Pizza in sich hinein und beginnt mit seiner Ekelfolter, die wirklich so eklig ist, dass an dieser Stelle kein Sterbenswörtchen darüber verloren werden soll. Aber dann trifft Jennifer den wunden Punkt, der aus Pöbelmän eine Heulsuse macht.

Komische Nacht, die die Mutter am anderen Morgen bestimmt im Reich der Phantasie ansiedeln wird. Das ist schade, weil Jennifer doch ein richtiger Superheld war - eine Jennifermän. Aber es ist auch gut so, schon wegen der Ekelfolter.

Von LOTHAR SCHRÖDER

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