Bildband "Desert Birds" Friedhof der Riesenvögel

Düsseldorf (RPO). Ein Cockpit weist in eine endlose Wüstenlandschaft, eine Gangway steht inmitten einer verlassenen Weite, zeigt gen Himmel und scheint auf Flugzeuge zu warten, die nicht mehr fliegen, auf Passagiere, die nicht mehr kommen. In den kilometerweiten Wüsten im Südwesten der USA stehen hunderte von stillgelegten und ausrangierten Flugmaschinen auf Halde und blicken ihrem Schicksal entgegen. Der Hamburger Fotograf Werner Bartsch hat ihnen ein fotografisches Denkmal errichtet.

Einsam im Osten
10 Bilder

Einsam im Osten

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Während man den Fliegern sonst stets in der Betriebsamkeit der Flughäfen dieser Welt begegnet, als Zentren in einem Geflecht von Aktivitäten, trifft man sie hier in der absoluten Einsamkeit. Kein Mensch weit und breit, keine Infrastruktur, keine Bewegung. Nicht künstliche Materialien wie Beton, Teer, Stahl oder Glas prägen die Szenerie, stattdessen Sand, ein paar vereinzelte Gräser und Steine.

Die Arbeiten zur Serie 'Desert Birds' entstanden auf den normalerweise strengstens von der Außenwelt abgeschotteten Flugzeuglagerplätzen im Südwesten der USA, die für dieses Projekt ihre Tore öffneten.

Effektive Zwischen- und Endlagerung

In seinen Fotografien zeigt Werner Bartsch die Faszination, die von diesen Orten ausgeht. Fremd und bizarr erscheinen die ausrangierten Flugmaschinen in der Weite der kargen Wüstenlandschaft. Die Widersprüchlichkeit zwischen dem Objekt Flugzeug und dem Kontext der Wüste schafft Raum für Neues. Wie imposante Metallskulpturen fügen sich die Flugzeuge in ihre unwegsame Umgebung, werden zu unbeabsichtigten Kunstwerken, aufgestellt im Niemandsland.

Die Wüstengebiete im Südwesten der USA erfüllen alle Voraussetzungen für die effektive Zwischen- und Endlagerung von Flugzeugen: sie bieten großräumige, billige Stellfläche und verhindern in ihrer Abgeschiedenheit Beschädigungen und Vandalismus. Das warme und trockene Klima verringert Korrosions- und Wasserschäden und auch die politische Umgebung ist stabil.

Manche Lagerplätze fungieren als temporäre Heimat für Maschinen auch jüngster Bauart, die hier lediglich während wirtschaftlicher Krisen zwischengelagert werden. Logos und Schriftzüge werden oftmals überklebt, um Rückschlüsse auf die Marktlage der jeweiligen Fluggesellschaft zu verhindern.

Andere Plätze werden zur Endstation für Flugzeuge, die ihr Höchstmaß an Flugstunden erreicht haben. Viele Airliner stehen dort schon seit Jahrzehnten und warten darauf, ausgeschlachtet und verschrottet zu werden. Nicht selten hängt ihr Schicksal vom aktuellen Altmetallpreis ab.

Werner Bartsch geht es in seinen Arbeiten jedoch nicht um eine Dokumentation dieser Lagerplätze oder eine Bestandsaufnahme ausrangierter Maschinen. Die Aufnahmen sind eine Hommage an unzählige Stunden in den Lüften und weite Reisen, an Pioniergeist und menschliche Imagination. Durch die Farbgebung der Fotografien und das ganz spezifische Zusammenspiel von Form, Struktur und Licht entsteht eine Ästhetik, die den 'Desert Birds' ein unerwartetes Eigenleben verschafft.

Werner Bartsch
Desert Birds
Texte von Werner Bartsch, Sophia Greiff
112 Seiten, 50 Farbabbildungen
ISBN 978-3-86828-179-8
36 Euro

(csr)
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