Buch-Kritik Frank Schätzing: Nachrichten aus einem unbekannten Universum

Frank Schätzing und das Meer. Irgendwie passt das zusammen. Und irgendwie fesselt diese Liebesbeziehung Millionen von Leser. Denn nicht wenige dürften nach dem Verschlingen von Schätzings Welterfolg "Der Schwarm" beinahe sehnsüchtig auf das neuste Werk des Kölners gewartet haben. Schätzings "Nachrichten aus einem unbekannten Universum" befassen sich erneut mit dem Leben unter Wasser – nur diesmal nicht als bloße Fiktion, sondern als Abriss einer Milliarden Jahre alten Geschichte.

 "Nachrichten aus einem unbekannten Universum. Eine Zeitreise durch die Meere" von Frank Schätzing.

"Nachrichten aus einem unbekannten Universum. Eine Zeitreise durch die Meere" von Frank Schätzing.

Foto: KiWi

Frank Schätzing und das Meer. Irgendwie passt das zusammen. Und irgendwie fesselt diese Liebesbeziehung Millionen von Leser. Denn nicht wenige dürften nach dem Verschlingen von Schätzings Welterfolg "Der Schwarm" beinahe sehnsüchtig auf das neuste Werk des Kölners gewartet haben. Schätzings "Nachrichten aus einem unbekannten Universum" befassen sich erneut mit dem Leben unter Wasser — nur diesmal nicht als bloße Fiktion, sondern als Abriss einer Milliarden Jahre alten Geschichte.

Ein klassisches Sachbuch ist Schätzing da trotzdem nicht gelungen. Das wollte er auch nicht. Am Anfang seines "Schwarm"-Nachfolgers stand die Überlegung, was der Autor mit dem zusammen recherchierten Wissen für seinen Bestseller macht. Denn, so lässt Schätzing wissen, rund 80 Prozent seiner Arbeit lagen damals noch brach. Wahrscheinlich verfügt er auch nach seinem jüngsten Buch noch über viel Fachwissen, was seine Fans in der Hoffnung lässt, Schätzing bleibe der Thematik treu und wird in absehbarer Zeit noch einmal nachlegen.

Zunächst aber liefert er mit "Nachrichten aus einem unbekannten Universum" ein äußerst unterhaltsames Werk ab. Schätzing nimmt es gleich mit einer Reihe von existentiellen Fragen auf, die bislang zwar ausufernd, aber nie ganz frei von Fachidiotie behandelt wurden. Wer sind wir? Woher kommen wir? Und wo gehen wir hin? Was esoterisch anmutet, entpuppt sich als facettenreicher Streifzug durch die Geschichte der Weltmeere.

Denn der 48-jährige Hobbytaucher geht anders an das Thema heran als so manches Sachbuch. Nicht ganz zu Unrecht erhebt er den Anspruch, mehr über das Leben unter Wasser erfahren zu wollen, wo die Menschheit doch heutzutage über das weit entferntere Leben außerhalb unseres Planeten weitaus besser informiert scheint.

Wie also funktioniert das gewaltige System der Weltmeere? Schätzing — und genau das macht ihn und seine Schreibweise so sympathisch — wusste das vorher auch nicht. Erst für "Der Schwarm" machte er sich auf, seine Neugier zu stillen. Jetzt lässt er den Leser an seinem neu erlangten Wissen teilhaben. Schnell merkt er dabei, dass es nötig ist, fast bei Null anzufangen. So ergibt sich ein zeitlicher Rahmen von viereinhalb Milliarden Jahren zusammengefasst auf rund 500 Seiten. Ein umfassender Ausblick beschäftigt sich schließlich mit dem, was einmal in hunderttausend Jahren sein wird.

Dass Schätzing dabei nicht schlichtweg chronographisch und staubtrocken vorgeht, unterscheidet sein Sachbuch von anderen. Wer sonst vergleicht das Gewusel in einem Wassermolekül mit dem Gedränge in den ersten Reihen bei einem Robbie Williams-Konzert? Wer verpasst der Evolution eine Handtasche, mit der dem Planeten Leben eingehaucht wird? Zugegeben, Schätzings bisweilen flapsiger Schreibstil — der aber auf wissenschaftlichen Erkenntnissen fußt - mag die Experten nicht begeistern, massentauglich ist diese ironische zeitgeschichtliche Reise aber allemal. Zumal der Autor hier und da seinem prosaischen Drang nachgeben muss und die ein oder andere Begebenheit mit spannenden Geschichten aufbauscht.

So macht das Lesen und Lernen Spaß. Und eines ist am Ende von Schätzings Meereskunde gewiss: Das Leben unter Wasser sieht man hinterher mit anderen Augen.

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