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Literaturkritikerin feiert Geburtstag Elke Heidenreich — mit 70 noch streitbar

Köln · 2008 verschwand die Literaturkritikerin nach einem Riesenkrach vom Bildschirm – ihre höchst erfolgreiche Literatursendung "Lesen!" im ZDF wurde eingestellt. Ersetzen konnte man sie nicht. Am Freitag feiert sie Geburtstag.

Die Karriere von Elke Heidenreich in Bildern
9 Bilder

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2008 verschwand die Literaturkritikerin nach einem Riesenkrach vom Bildschirm — ihre höchst erfolgreiche Literatursendung "Lesen!" im ZDF wurde eingestellt. Ersetzen konnte man sie nicht. Am Freitag feiert sie Geburtstag.

Elke Heidenreich wird 70. Aber reden will sie nicht darüber. "Geburtstag — was ist das schon?", sagt sie. "Geburtstag hat jeder." Als sie vor knapp zwei Jahren über den 70. Geburtstag ihrer Freundin Senta Berger schrieb, fragte sie: "Hättest Du je gedacht, wie schnell das geht, dass man 70 wird?"

Berger sagt heute über Heidenreich: "Das Unverwechselbare an Elke ist ihre Begeisterungsfähigkeit. Ihr Gerechtigkeitssinn. Ihr Humor. Ihr Mitgefühl. Ihr Mut. Ihr Zorn, der sie auch ungerecht werden lassen kann. Ihre Bereitschaft, ohne Umstände Fehler einzugestehen. Das kleine Mädchen mit den wehenden Haaren und den roten Bäckchen, das immer noch in ihr ist." Es ist schwer zu sagen, was Elke Heidenreich eigentlich ist. Journalistin, Moderatorin, Schriftstellerin, Rezensentin, Kabarettistin, Opern-Librettistin — vor allem ist sie Elke Heidenreich und als diese ebenso unverwechselbar wie streitbar. Eine Marke, die jeder kennt, ein Original.

Durchbruch mit Stratmann-Figur

Der Durchbruch kam Anfang der 80er Jahre mit der von ihr verkörperten Metzgergattin Else Stratmann aus Wanne-Eickel. In unzähligen Beiträgen für das Radio und auf Kleinkunstbühnen schwadronierte die Figur Stratmann aus Kleinbürgersicht erfolgreich über zeitgenössische Themen.

In Heidenreichs Unverwechselbarkeit lag auch das Erfolgsgeheimnis der ZDF-Sendung "Lesen!", die sie von 2003 bis 2008 moderierte. Sechs- bis achtmal im Jahr stellte sie darin Neuerscheinungen vor und empfahl Bücher. In dieser Zeit konnte sie unbekannte Titel in die Kamera halten und sagen: "Leute, kaufen!" — und die Leute kauften. Sie vertrauten ihr. "Durch ihre Sendung wurden Bücher zum öffentlichen Gesprächsstoff und Gegenstand von Debatten", erinnert sich der Verleger Helge Malchow von Kiepenheuer & Witsch.

Die Kehrseite ihrer unverstellten Art ist bis heute ein Temperament, das auch mal mit ihr durchgehen kann. So geschehen 2008, als sie in einem Artikel in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" das Fernsehprogramm als "verblödet" beschimpfte und dann noch eins draufsetzte, indem sie glaubte, sich für ihre Arbeit beim ZDF schämen zu müssen: "Von mir aus schmeißt mich jetzt raus." Das ZDF kam dieser Aufforderung umgehend nach.

Im Nachgang beteuerte Elke Heidenreich eine ganze Zeit lang, dass ihr der Rauswurf nichts ausmachen würde. Doch man sah sie förmlich leiden. Heute sagt ihre Freundin Senta Berger: "Es war schwer für Elke, und es war schwer für uns alle, die wir ,Lesen!' liebten und bis heute vermissen." Und es sei sicher auch schwer für den Sender gewesen, auch wenn darüber nicht in der Öffentlichkeit gesprochen wurde, vermutet sie. "Es war von allen Beteiligten unbedacht. Es wäre schön, wenn ,Lesen!' mit Elke und beim ZDF wiederbelebt würde." Die Nachfolgesendung mit einer Doppelmoderation wurde nach einem guten Jahr wieder eingestellt. Letztlich haben alle verloren: das ZDF, die Zuschauer — und Elke Heidenreich selbst.

Als Herausgeberin tätig

Nach dem Aus beim ZDF hat sich die Literaturkritikerin zunächst auf die Herausgeber-Seite begeben: In ihrer "Edition Elke Heidenreich bei C. Bertelsmann" sind seit 2009 mehrere Dutzend Romane und Sachbücher mit musikalischen Themen erschienen. Die Edition wird jedoch in diesem Jahr eingestellt, weil es Heidenreich zurück ins Fernsehen gezogen hat — als eine von vier Kritikern des "Schweizer Literaturclubs".

Seit September 2012 nimmt Heidenreich gemeinsam mit Hildegard Elisabeth Keller und Rüdiger Safranski an der monatlichen Sendung des Schweizer Fernsehens teil, die von Stefan Zweifel moderiert wird. "Ich habe in meiner Edition jetzt rund 40 Büchern in die Welt verholfen, und nun gehe ich wieder ins Fernsehen und rede über Bücher", erklärte sie in einer Verlagsmitteilung. "Und wenn ich das mache, kann ich nicht Herausgeberin bei einer so großen Verlagsgruppe wie Random House sein, zu der mehr als 45 Verlage gehören. Ich käme in einen Interessenskonflikt."

Zudem kehrt Heidenreich für einen Gastauftritt zur ARD-Soap "Verbotene Liebe" zurück, wo sie im Juli 2012 schon einmal in der Rolle der Privatdetektivin Felizitas Hagedorn zu sehen war. Jetzt schlüpft sie wieder in die Rolle. Ihr Einsatz als Safe-Knackerin ist voraussichtlich am 18. März zu sehen. Was sie an der Soap-Adels-Welt fasziniert, beschrieb Heidenreich in einem Beitrag für die Tageszeitung "Die Welt": "Mehr Eskapismus aus lähmendem Alltag kann gar nicht sein. Hier ist das ganz Ernste dicht beim ganz Komischen, Grenzen verwischen, Triviales und Wichtiges mischen sich wie Currywurst und Champagner."

(RP/felt)
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