Lesetipps Die besten Bücher für Wirtschaftsinteressierte
Wer auf den letzten Drücker noch ein Wirtschaftsbuch für den Gabentisch sucht oder aber spannende Lektüre für die Feiertage, kann bei den Tipps unserer Wirtschaftsredaktion fündig werden.
Folgende Bücher begeisterten unsere Wirtschaftsredakteure.
Die Deutsche Bahn ist ein Staatskonzern im Dauerkrisenmodus. Entsprechend bietet es sich an, die Ursachen für Unterfinanzierung und das anhaltende Verspätungschaos genauer unter die Lupe zu nehmen. Das tut gleich eine ganze Reihe von neu erschienen Büchern, unter denen das des Journalisten und Bahnexperten Thomas Wüpper heraussticht. Ohne Schaum vorm Mund, aber mit der nötigen Schonungslosigkeit deckt er auf, wie Fehlentscheidungen von Politik und Management den Zug vor den Prellbock fahren ließen. Wüpper ist dabei kein Fatalist, sondern liefert gleich auch einen möglichen Weg auf, wie das Unternehmen aus der Krise kommen kann.
Betriebsstörung – Das Chaos bei der Bahn und die überfällige Verkehrswende, Thomas Wüpper, Ch. Links Verlag, 264 Seiten, 15 Euro
Er war bis zu seinem Tode der vielleicht schillerndste Banker, den Deutschland je hatte: Alfred Herrhausen, Deutsche-Bank-Chef ab 1985, ermordet am 30. November 1989. Mit großer Wahrscheinlichkeit von RAF-Terroristen, aber das ist bis heute nicht zweifelsfrei geklärt. Friederike Sattler zeichnet das Bild vom Visionär in Nadelstreifen, der seiner Zeit immer ein bisschen voraus war, der die Grundlagen für die Deutsche Bank der 2000er Jahre legte und gleichzeitig die gesellschaftliche Verantwortung der Bank pries; der einer der wichtigsten Gesprächspartner für die politischen Führer seiner Zeit war. Ein lesenswertes Buch, auch über die gesellschaftlichen Umbrüche der Nachkriegszeit.
Herrhausen: Banker, Querdenker, Global Player: Ein deutsches Leben, Friederike Sattler, Siedler Verlag, 816 Seiten, 36 Euro
Der frühere Chefredakteur des „Spiegel“, Klaus Brinkbäumer, und seine Ehefrau Samiha Shafy haben bei einer Reise um die Welt rund 50 100-Jährige nach ihren Weisheiten für ein langes und gutes Leben befragt. Enge Kontakte sind wichtig, lautet eine Antwort, viele der befragten Senioren sind religiös, konkrete Ziele bringen den Antrieb, sich aktiv zu betätigen. Das Autorenpaar hat auch mit Wissenschaftlern darüber gesprochen, wie wichtig richtige Ernährung und ausreichend Bewegung für ein langes Leben sind. Es stellt viele der 100-Jährigen vor, darunter die noch immer tätige Buchhändlerin Helga Weyhe aus Salzwedel in Niedersachsen.
Das kluge, lustige, gesunde, ungebremste, glückliche, sehr lange Leben: Die Weisheit der Hundertjährigen. Eine Weltreise, Klaus Brinkbäumer und Samiha Shafy, S. Fischer, 448 Seiten, 22 Euro
Das Buch beginnt am 20. Februar 1933: Zum Treffen mit Hitler kommen 24 Industrie-Vertreter zusammen, um über Unterstützung für die nationalsozialistische Politik zu beraten: Bayer, BASF, Siemens, Allianz und natürlich Krupp. Eines der vielen Hinterzimmer der Macht, in denen braune Geschichte geschrieben wurde, auf banale und brutale Art. Der französische Autor Vuillard nimmt den Leser mit in andere Hinterzimmer, wo der „Anschluss“ von Österreich verabredet wurde. Er berichtet von Pannen wie dem Panzerstau und lachhaften Versuchen der NS-Propaganda, das zu vertuschen. Der schmale, ausgezeichnete Band ist kein Sachbuch, sondern ein Roman, hart an den Fakten, satirisch in den Dialogen, entlarvend in der historischen Botschaft.
Die Tagesordnung, Éric Vuillard, Matthes & Seitz Berlin, 128 Seiten, 18 Euro
Wenn es um Apple geht, denken die meisten zuerst an Steve Jobs. Der verstorbene langjährige Apple-Chef gilt als das Genie, das iPod, iPhone und iPad auf den Markt brachte. Und sein Nachfolger? Der liefert seit dem Amtsantritt 2011 zwar schöne Verkaufszahlen, aber keine wirklich großen Innovationen, lautet die oft gehörte Kritik.
Die Biografie von Leander Kahney räumt mit diesem Bild auf. Auf knapp 270 Seiten (der Rest sind Quellenangaben) beschreibt der Apple-Experte wie es Cook gelang, das iPhone zum erfolgreichsten Produkt aller Zeiten zu machen – und Apple zum ersten Billionen-Dollar-Unternehmen der westlichen Welt. Eine spannende Geschichte über einen immer noch unterschätzten Mann.
Tim Cook: Das Genie, das Apples Erfolgsstory fortschreibt, Leander Kahney, Plassen Verlag, 320 Seiten, 24,99 Euro
Der Kampf gegen den Klimawandel ist in aller Munde, der in New York lebende Autor Jonathan Safran Foer schlägt vor, viel weniger Fleisch zu essen, um insbesondere den Ausstoß des Klimakillers Methan zu stoppen. Dies könne helfen, den Amazonas-Urwald zu retten, weil der für immer weiteren Anbau von Futtermitteln abgeholzt wird. Das Buch ist in Deutschland ein Bestseller, auch weil der Drogerie-Unternehmer Dirk Rossmann 25.000 Stück aufkaufte und verschenkte. Foer beschreibt die möglichen Folgen des Klimawandels äußerst drastisch, warnt beispielsweise vor einem Untergang vieler Städte durch Überflutung. Keine Literatur für fröhliche Weihnachten.
Wir sind das Klima!: Wie wir unseren Planeten schon beim Frühstück retten können, Jonathan Safran Foer, Kiepenheuer&Witsch, 336 Seiten, 22 Euro