Buch-Kritik David Ball: Nacht über dem Yangtse

Endlich erfüllt sich für die Amerikanerin Allison Türk ein Traum. In China adoptiert sie ein kleines Mädchen. Sie wartet mit ihrem Adoptivsohn Tyler und weiteren Familien in der Provinz Jiangsu auf die erforderlichen Papiere, die die Adoption rechtskräftig machen. Plötzlich erfahren die Familien, dass ihnen irrtümlicherweise die falschen Babys ausgehändigt wurden. Sie sollen die eben lieb gewonnenen Kinder wieder zurückgeben.

 "Nacht über dem Yangtse" von David Ball.

"Nacht über dem Yangtse" von David Ball.

Foto: Droemer/Knaur

Aber das kommt für Allison nicht in Frage. Gemeinsam mit zwei anderen Elternpaaren und der Reisebegleiterin Yi Ling flüchtet die junge Frau. Die so genannte Entführung ruft diverse Polizeiabteilungen auf den Plan. Auch die Presse bekommt Wind von der Sache und macht die Angelegenheit international publik. Derweil versuchen die Flüchtlinge alles, um das amerikanische Konsulat in Hongkong zu erreichen. Aber das Schicksal trennt Allison und ihre Kinder von ihren Begleitern.

Allein auf sich gestellt, verstecken sich die Drei auf Booten, reisen in sargähnlichen Kisten durch Zentralchina und bewegen sich mit dem Fahrrad mühsam voran. Den Verfolgern entkommen sie nur knapp. Allison hofft, dass ihr Mann Matthew, der wegen einer schweren Erkrankung nicht nach China reisen konnte, eine Lösung finden wird.

Der Amerikanische Autor David Ball hat einen atmosphärischen Spannungsroman geschrieben, der in der ganzen Linie überzeugt. "Nacht über dem Yangtse" ist überreich an Gefühlen. Die spannende Verfolgungsjagd ist bestückt mit Details aus dem Leben der Menschen in der tiefsten Provinz. Auch die politische Brisanz lässt der Autor einfließen, dabei versucht er sich auf Fakten zu beschränken. Die Charaktere wirken sehr menschlich und vertraut, auch wenn die Handlungsweisen und Beweggründe der Einzelnen manchmal schwer nachzuvollziehen sind. Der fesselnde Roman gewinnt von Seite zu Seite.

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