Reaktionen auf das Aus Leipziger Buchmesse abgesagt

Leipzig · Autoren und Verlage reagieren enttäuscht auf das Aus, bleiben aber gelassen.

  Vom 12. bis 15. März hätte die Messe öffnen sollen.

 Vom 12. bis 15. März hätte die Messe öffnen sollen.

Foto: dpa/Jan Woitas

Am 12. März hätte die Buchmesse in Leipzig beginnen sollen, aber auch diese Großveranstaltung wurde nun abgesagt. Stadt und Messe haben die Entscheidung mit dem Gesundheitsamt beraten, nachdem am Montagabend der erste Corona-Fall in Sachsen bestätigt worden war. Es sei eine Maßnahme zur Prävention: „Sicherheit geht vor“, erklärte der Geschäftsführer der Leipziger Messe, Martin-Buhl Wagner.

Rund 3700 Veranstaltungen fallen aus, 2500 Aussteller und 280.000 erwartete Besucher bleiben zuhause. Autoren und Verlage können die Absage nachvollziehen, manche haben bereits damit gerechnet. Die Folgen überblicken sie aber noch nicht vollends. Bei Kiepenheuer & Witsch und Dumont in Köln etwa wurde am Dienstag zunächst geprüft, was man zu diesem Zeitpunkt noch stornieren kann. Hotels wurden zumeist weit im Vorhinein gebucht, bei einigen sei die Frist bereits verstrichen. Von manchen Reservierungen für Flüge und Bahnfahrten hingegen könne man zurücktreten. Auch der Versand der Bücher nach Leipzig kann aufgehalten werden. Es gilt: Die Lage muss intern erst beurteilt werden, Zahlen stehen nicht fest.

Viola Eckelt vom Düsseldorfer Lilienfeld Verlag begann nach der Absage sofort, das „Independence Dinner“ der unabhängigen Verlage abzusagen, das ihr Haus jedes Jahr im Stadtteil Plagwitz veranstaltet. 100 Leute nehmen daran stets teil. „Viel Planungsarbeit umsonst, aber wir tragen es mit Fassung“, sagt sie. Maren Jungclaus vom Literaturbüro NRW merkt man die Zerknirschung stärker an. „Die Welt geht nicht unter“, sagt sie, bitter sei es dennoch. Eine Hilfskraft habe sechs Monate nur für diese Messe geplant. Flyer mit dem Programm für den Stand des Literaturbüros seien gedruckt worden und müssten nun eingestampft werden. „Das Buch ist ein zartes Pflänzchen, auf das zweimal im Jahr, in Frankfurt und Leipzig, Licht fällt“, sagt Jungclaus. „Hoffentlich wirkt sich die Lage nun nicht auf die Verkaufszahlen aus.“

Die Planungsarbeit des Literaturbüros ist bezuschusst worden von der Kunststiftung NRW. Drohen Rück­forderungen? Dagmar Fretter, die dort den Bereich Literatur betreut, gibt Entwarnung. „Gelder, die ausgeben sind, sind ausgegeben“ und müssten nicht zurückgezahlt werden. „Wir wollen unseren Kulturinstitutionen keinen Schaden zufügen.“

Der Düsseldorfer Schriftsteller Horst Eckert hätte in Leipzig seinen neuen Krimi „Im Namen der Lüge“ (Heyne) vorstellen wollen. Drei Lesungen waren bestätigt. Ihm gehen nun die Aufmerksamkeit und die Kontakte zu Medien verloren. Außerdem muss er seine Lesereise, in die er die Messe eingebettet hatte, umplanen. Er ist enttäuscht, das merkt man, doch auch er bleibt ruhig: „Ich habe keine finanziellen Verluste, statt dessen mehr Zeit zum Schreiben.“

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