Buch-Kritik Christine von Brühl: Gebrauchsanweisung für Dresden

Seit dem Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche zählt die sächsische Landeshauptstadt zu den beliebtesten innerdeutschen Reisezielen. Da kommt die "Gebrauchsanweisung für Dresden" von Christine von Brühl gerade zur rechten Zeit. Die Lektüre des etwas anderen Reiseführers macht Lust, auf die Entdeckung des "Elbflorenz'" und hält auch für Stadtkenner allerhand Wissenswertes bereit.

 "Gebrauchsanweisung für Dresden" von Christine von Brühl.

"Gebrauchsanweisung für Dresden" von Christine von Brühl.

Foto: Piper

"Dresden vereinigt viele Superlative: Eine idyllische Lage am Fluss, eine atemberaubende Silhouette, eine Oper von Weltruf, Kulturbauten und Kunstschätze im Überfluss, den schönsten Milchladen der Welt, einen der berühmtesten Weihnachtskuchen - und eine der schwärzesten Stunden der neueren Geschichte. Von all dem erzählt Brühl in ihrem Reiseführer. Sie schreibt auch über die Leidenschaft der Dresdner für ihre Stadt, für die Geschichte, den Wiederaufbau - Brühl nennt es das Stadtgeschichtefieber.

Auch wenn sie über die Brühlsche Terrasse schreibt, ihretwegen war sie nicht nach Dresden gekommen, sie wollte das Grüne Gewölbe sehen. Zwischen dem Erbauer der Terrasse Heinrich Graf Brühl und der Autorin liegen sechs Generationen, er lebte von 1700 bis 1763, war Minister unter August dem Zweiten, dem Starken, und Premierminister unter August dem Dritten. Damals durfte man die Terrasse nur einmal pro Woche und "in angemessener Kleidung" betreten.

Mehr als nur schöne Architektur

Christine von Brühl berichtet aber nicht nur über ihre Vorfahren. Sie führt den Leser etwa auf die Spuren Erich Kästners, der in der Äußeren Neustadt aufwuchs. Oder sie verrät, von welchem Punkt aus man den schönsten Blick - den so genannten Canaletto-Blick - auf die Stadt hat. Wer einmal um das Schloss gelaufen ist, die sixtinische Madonna in der Sempergalerie, den Zwinger und die Semperoper gesehen hat, in der Frauenkirche und auf der Brühlschen Terrasse war, hat Dresden gesehen und könnte wieder abreisen, schreibt Brühl. Aber sie zeigt, dass die Stadt noch viel mehr bietet.

Kuchen zum Beispiel, auf Blechen gebacken, in Vierecke geteilt und in Paketen verkauft, die aussehen wie Ziegelsteine. Und natürlich den Dresdner Christstollen. Brühl erzählt auch dessen Geschichte und die der "Guoggölchen", in Fett gebackene Quarkkeulchen. Und selbstredend fehlt auch nicht die Geschichte des schönsten Milchladens und des Besitzers Paul Pfund. Daran hängt Brühl gleich noch die Wirtschaftsgeschichte der Stadt und Sachsens vom 19. Jahrhundert bis in die heutige Zeit an. Weitere Kapitel sind dem Geheimnis des Porzellans, dem Tanz und der Musik gewidmet - etwa dem berühmten Kreuzchor. Und auch die Naturschönheiten der Elbauen vergisst Brühl nicht.

Brühl gelingt es, auf nur knapp 170 Seiten einen anschaulichen Überblick, aber auch ein sehr persönliches Bild von Dresden zu vermitteln. Sie macht dem Leser Lust, die berühmten Sehenswürdigkeiten der Stadt zu besichtigen, aber auch die kleinen Schönheiten zu entdecken. Das Buch hat Platz in jedem Koffer, es lohnt sich, es dabei zu haben, wenn man Dresden besucht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort