"Magier der Sprache" wurde 78 Jahre alt Büchner-Preisträger Pastior gestorben

Frankfurt/Main (rpo). In rund zwei Wochen hätte er mit dem bedeutenden Georg-Büchner-Preis geehrt werden sollen: Der Sprachkünstler und Dichter Oskar Pastior starb in der Nacht im Alter von 78 Jahren in Frankfurt am Main.

Wegen der Buchmesse hielt er sich dort bei Freunden auf, wie eine Sprecherin des Hanser Verlages sagte. Der aus Siebenbürgen stammende Schriftsteller, der in Berlin lebte, galt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Lyriker. Er wurde in diesem Jahr mit dem bedeutenden Georg-Büchner-Preis geehrt. Die Auszeichnung soll ihm nun am 21. Oktober posthum verliehen werden.

Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt, die den Preis vergibt, erklärte: "Der plötzliche Tod hat uns tief erschüttert. Wir haben heute Nacht einen unvergleichlichen Magier der Sprache verloren." Pastior habe, mit aller Konsequenz, mit Fantasie und mit Witz ein Werk geschaffen, "dessen poetische Sprachwelten, fernab von Klischee und Kommerz, die lautsinnliche Materialität des Wortes zur schönsten Entfaltung bringen, um ihr überraschende, erhellende und humorvolle Bedeutungen zu entlocken".

Pastior wurde am 20. Oktober 1927 in Hermannstadt, dem heutigen rumänischen Sibiu, geboren und gehörte dort der deutschen Minderheit an. 1944 wurde er in die Sowjetunion deportiert und bis 1949 in Arbeitslagern interniert. Als er sich 1968 während eines Aufenthaltes in Wien in die Bundesrepublik absetzte, war er in seiner Heimat bereits ein bekannter Lyriker.

Der Verleger des Hanser Verlages, Michael Krüger, erinnerte sich an die erste Zeit Pastiors im Westen: "Wir lernten einen diskreten, zurückhaltenden Dichter kennen, der sein Leben unter (dem rumänischen Diktator Nicolae) Ceausescu hinter sich gelassen hatte und nun neu beginnen wollte. Das erste Jahr lebte er in meiner Wohnung, rauchte wie ein Schlot, sah sich mit staunenden Augen die Werbesendungen im Fernsehen an und schrieb an seinem ersten Band im Westen." Der Gedichtband "Vom Sichersten ins Tausendste" erschien 1969 bei Suhrkamp; die meisten anderen Bücher Pastiors verlegte Hanser. Zuletzt arbeitete der Schriftsteller zusammen mit Herta Müller an einem autobiografischen Text über seine Zeit im Arbeitslager. Das Buch sollte im kommenden Jahr erscheinen.

Übersetzer von Petrarca-Gedichten

Pastior machte er sich als Sprachkünstler und Wortakrobat einen Namen und beschäftigte sich in seinen Texten häufig mit den Elementarbereichen der Sprache - etwa mit Palindromen, also Wortfolgen, die vorwärts wie rückwärts gelesen Sinn ergeben, Lautgedichten, aber auch Lyrik-Übersetzungen. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" würdigte ihn als "legitimen Nachfahren von Dada". Bekannt wurden auch seine Petrarca-Übersetzungen, die 1983 unter dem Titel "33 Gedichte" erschienen.

Für sein Werk erhielt er zahlreiche Preise, zuletzt den Peter-Huchel-Preis (2001) und den Erich-Fried-Preis (2002). Seit 2001 war er Ehrendoktor der Universität in seinem Geburtsort Hermannstadt.

(ap)
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