Im Café, Hotel oder Internet finden Lektürehungrige Futter Büchertausch - der Trend zum Zweitleser

Berlin (rpo). Bücher werden einmal gelesen und anschließend ins Regal gestellt. Dort verstauben sie nach und nach. Doch diese Zeiten sind vorbei. Bücher sind schließlich zum Lesen da und deshalb gibt es immer mehr und mehr Möglichkeiten für einen Büchertausch. In Hotels, Cafes, auf der Straße und im Internet können inzwischen Bücher getauscht werden. Ausgelesenes wird abgegeben und dafür neue spannende Lektüre eingepackt.

Bücher sind, so formuliert es der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, "unverzichtbar für die Entwicklung unserer Gesellschaft und deren Ideale". Der Trend zum Zweitleser ist unverkennbar. Eine zeitgemäße Art des Büchertauschs ist das von Ron Hornbaker 2001 in den USA über das Internet ins Leben gerufene Projekt "Bookcrossing", das Bücher von Kurzzeitbesitzer zu Kurzzeitbesitzer um die ganze Welt führen soll. "Ich bin frei! Niemand hat mich verloren! Nimm mich mit und hilf mir auf meiner Reise...", steht auf den Bänden, die der ursprüngliche Besitzer irgendwo im öffentlichen Raum aussetzt. Wer ein solches Buch findet, sollte es lesen und dann wieder "auswildern". Die Reise des Buches kann der erste Besitzer im Internet verfolgen, wenn er sich unter www.bookcrossing.de registriert. Weltweit sind bereits über eine Million Bücher angemeldet.

Aber auch mit einem weniger weltumspannenden Ansatz funktioniert der Büchertausch. Im Berliner Cafe Tucher etwa können Lektürefans bei einem Kaffee schmökern und für zu Hause gleich noch was neues Gebrauchtes mitnehmen. Voraussetzung: Sie haben ein Buch mitgebracht, das sie zurücklassen, und sie bezahlen einen Euro Tauschgebühr.

Den Büchertausch mit Urlaub verbinden, können Gäste des Gutshotels Groß Breesen in Mecklenburg. Im nach eigenen Angaben 1. Bücherhotel Deutschlands können Lesebegeisterte zum Tauschfaktor von 2:1 jedes Buch - aber auch Schallplatten und CDs - mit nach Hause nehmen, wenn sie die Lücken im Regal mit eigenen Exemplaren füllen.

Das Gutshaus ist vom historischen Gewölbe bis unters Dach gefüllt mit Tauschmasse. "Gezählt haben wir nicht, aber schätzungsweise ist unser Bestand auf mittlerweile 80 000 Bücher angewachsen", sagt Hotel-Chefin Kornelia Weiß. Anfangs übernahm sie mehr durch Zufall Nachlässe sowie Bestände von Bibliotheken, die aufgelöst wurden. "Bücher darf man nicht einfach wegschmeißen", findet Weiß. Die Idee mit dem Büchertausch werde von den Gästen begeistert aufgenommen.

Wen es jedoch mehr in die Ferne zieht, der kann gerade auch in Regionen, in denen der nächste Buchladen oft weit ist, auf deutsche, tauschfähige Literatur stoßen. Von Inselhotels auf den Philippinen über Skihütten in den Alpen bis zu Kneipen in Südamerika wird vielerorts "Book Exchange" praktiziert.

Das "La Tetra Traveller Café & Guesthouse" im chilenischen Pucon etwa arbeitet nach eigenen Angaben mit einem Stock von rund 120 Büchern, wovon etwa 40 in Deutsch sind. Die abgegebenen Bücher werden mit Punkten bewertet. Bücher im Gegenwert der Punkte dürfen mitgenommen werden, fehlende Punkte können für einen US-Dollar gekauft werden. Die höchste Punktzahl gibt es für Romane bekannter lateinamerikanischer Autoren und aktuelle Reiseführer.

Aber auch für Stubenhocker bietet sich Büchertausch an. Wer nicht auf Reisen geht, den Weg zum Buchhändler scheut und auch nicht hinter Parkbänken nach Büchern von Freunden des "BookcrossingsÖÖÖ" suchen möchte, braucht nur den Computer einzuschalten: Über 1800 Treffer findet die Suchmaschine Google zum Stichwort Büchertausch. Von hochwissenschaftlicher Fachliteratur bis zu Pixi-Büchern lässt sich online alles tauschen.

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