Autorin der Brunetti-Krimis Donna Leon beklagt Zensur im Literaturbetrieb

Osnabrück · Die Bestseller-Autorin Donna Leon sieht eine neue Zeit der Zensur gekommen. „Wir leben jetzt in einer Welt, in der man nichts schreiben darf, was Leser kränkt, überrascht, verletzt, verstört oder in irgendeiner anderen Weise Empfindlichkeiten berührt.“

Donna Leon auf einer Buchmesse (Archivbild).

Donna Leon auf einer Buchmesse (Archivbild).

Foto: dpa/dpa, ade kde

„Das gefällt mir ganz und gar nicht. Das nennt man Zensur“, sagte die Schriftstellerin der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Die Praxis, Literatur-Klassiker wie „Pippi Langstrumpf“ um rassistische Begriffe zu bereinigen, vergleicht die 80-Jährige mit der Geschichtsklitterung des Kommunismus: „Im Namen von Werten und Moral redigieren die Leute die Vergangenheit um - genauso, wie es die Kommunisten in Russland gemacht haben“, sagte die 80-Jährige: „Wer eben noch am Tag des Sieges mitmarschierte, wurde im nächsten Jahr schon wieder aus dem Foto retuschiert.“ Leon plädiert dafür, die Sprache der Vergangenheit als Teil der Geschichte anzuerkennen.

Gegen ihre eigenen Bücher sei noch nie ein Proteststurm entbrannt, sagte Leon - mit einer Ausnahme: Nachdem sie in einem ihrer Krimis einen Hund habe sterben lassen, hätten Leser Protestbriefe geschrieben: „Wahrscheinlich habe ich in meinen Krimis an die 50 Menschen sterben lassen. Das stört keinen. Aber bei einem Golden Retriever hört der Spaß auf.“ Die US-amerikanisch-schweizerische Schriftstellerin wurde vor allem für ihre Kriminalromane mit dem venezianischen Polizisten Commissario Guido Brunetti bekannt.

(felt/epd)
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