Algerischer Autor Boualem Sansal mit Friedenspreis des Buchhandels geehrt

Frankfurt/Main (RPO). Der algerische Schriftsteller Boualem Sansal ist am Sonntag mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet worden. Sansal sei ein "unbändiger Erzähler" und zugleich "gnadenlos hart im Urteil über die Habgier der Mächtigen".

 Der algerische Schriftsteller Boualem Sansal.

Der algerische Schriftsteller Boualem Sansal.

Foto: AFP, AFP

Das sagte der Germanist Peter von Matt in seiner Laudatio in der Frankfurter Paulskirche. Die Würdigung Sansals soll auch ein Zeichen für die Demokratiebewegung in Nordafrika setzen.

Die Jury des Friedenspreises hatte Sansal ausgewählt, weil er zu den wenigen in Algerien verbliebenen Intellektuellen gehöre, "die offen Kritik an den politischen und sozialen Verhältnissen üben". "Mit seinem hartnäckigen Plädoyer für das freie Wort und den öffentlichen Dialog in einer demokratischen Gesellschaft tritt er gegen jede Form von doktrinärer Verblendung, Terror und politischer Willkür auf."

Peter von Matt verwies darauf, dass Sansals Bücher, "die so leidenschaftlich von Algerien handeln", in seiner Heimat verboten sind. Zugleich würdigte er den Autor, der einen Tag vor der Preisverleihung 62 Jahre alt wurde, für seinen "mikroskopischen Blick" und die historische Perspektive, die seine Bücher ganz und gar durchdringe. Sansal sei "ein unbändiger Erzähler, ein Satiriker von Rang, witzig und weise", und er treibe "die offene Debatte der freien Geister voran". "Er ist eine einzelne Stimme, die auf die langsame Gewalt der Literatur vertraut", sagte von Matt.

Sansal ging in seiner Dankesrede auch auf die Volksaufstände des sogenannten arabischen Frühlings in Tunesien, Ägypten oder Libyen ein. Der ihm verliehende Preis zeuge von dem Interesse daran, "wie wir Völker des Südens versuchen, uns vom Joch unserer bösartigen und archaischen Diktaturen zu befreien", sagte Sansal. Er sei überzeugt, dass am Ende des Weges die Freiheit stehen werde.

Was derzeit geschehe, beschränke sich aber nicht nur auf die arabischen Länder, sondern es gehe um eine "weltweite Veränderung", betonte der Autor. Die Menschen wollten "eine echte universelle Demokratie, ohne Grenzen und Tabus". Zugleich zeigte sich Sansal optimistisch, dass die Revolution auch Palästinenser und Israelis erreichen werde. Dann komme "über den Nahen Osten die Wende, und mit herrlichem Getöse werden sämtliche Mauern fallen", sagte er.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) gratulierte Sansal zum Friedenspreis. "Die Auszeichnung würdigt nicht nur das literarische Werk von Boualem Sansal, sondern auch sein Eintreten für friedliche und demokratische Veränderungen in Algerien", erklärte der Minister: "In Zeiten des Wandels in der arabischen Welt wünsche ich Boualem Sansal, dass seine Vision von einer freien und demokratischen Gesellschaft in Algerien Wirklichkeit wird."

Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels wird seit 1950 vergeben und gilt als der bedeutendste Kulturpreis Deutschlands. Die mit 25.000 Euro dotierte Auszeichnung erhielten bislang unter anderem Amos Oz, Astrid Lindgren und Vaclav Havel.

(AFP/csr)
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