Bildband "The Art of Pin Up" Die große Zeit des Kopfkinos
Düsseldorf · In Zeiten des Internets ist tumbe Pornografie für jeden mit einem Mausklick erreichbar. Raum für Fantasie und Kopfkino gibt es kaum noch. Der Bildband "The Art of Pin Up" zeigt, dass das auch mal anders war.

Das ist der Bildband "The Art of Pin Up"
Eine Frau kniet. Gerade zieht sie sich den Pelzmantel aus und offenbart einen Badeanzug mit gewagtem, oder wie man es heute nennen würde XXL-, Dekolleté. Das war prickelnde Erotik vor rund 70 Jahren. Besser bekannt als "Pin Up".
Dass dieses Bild eher zu den züchtigeren Werken des Formats gehört, darf nicht verschwiegen werden. Jedoch waren Nackbilder die seltene Ausnahme. Nackte Haut gab es zwar reichlich, Brüste waren aber allzu häufig tabu, der Intimbereich sowieso.
Inmitten zahlreicher - zumeist geschmackloser - Nacktfotos von Superstars aus Film, Fernsehen oder Musik, die derzeit im Internet umherschwirren, ist der Vergleich zu den "Vorgängern" frappierend. Das Geheimnis sollte gar nicht gelüftet werden, "teasen", also reizen, war angesagt.
Gleichzeitig porträtiert der Bildband die Zeit der "Pin Ups" als züchtig, verhalten, aber keineswegs langweilig. Erotik war fraglos präsent, sie wurde aber nur zaghaft in der Öffentlichkeit präsentiert.
In dem opulenten Bildband "The Art of Pin Up" honoriert der Taschen-Verlag nun diese Form und erklärt und definiert sie gleichermaßen. Von der Geschichte, die mit der Werbung der Bourlesque-Tänzerinnen Ende des 19.Jahrhunderts begonnen hat, bis hin zu expliziten Porträts der größten Stars der Szene, bietet der Bildband ein breitgefächerten Überblick über das Format "Pin Up". Zahlreiche Bilder dürfen natürlich nicht fehlen und runden das Werk passend ab.
Die Vorstellung der Künstler jener Zeit hat den Vorteil, die Unterschiede in dem Format selber zu erfassen. So erfährt man, dass einige Fotografen exotische Models favorisierten, andere fotografierten die Frauen zunächst nackt — um ihnen schließlich die Kleidung im Zuge der Reproduktion einfach zu malen.
Ein besonderes Schmankerl: Am Anfang eines jeden Kapitels ist eine Reproduktion eines Original-Kalender- oder Zeitschriftencovers des jeweilig vorgestellten Künstlers eingeklebt. Eine Mini-Enzyklopädie mit 85 weiteren "Pin Up"-Künstlern mit Kurzbiografien und repräsentativen Werken fehlt auch nicht.