Nick Brandt dokumentiert Afrikas Tierwelt Das Testament einer verfallenden Welt

Berlin · Der britisch-amerikanische Fotograf Nick Brandt arbeitet unermüdlich an einem traurigen und faszinierenden Projekt: Er will eine Art fotografisches Testament für Afrikas bedrohte Tierwelt schaffen. Seine düsteren, oft deprimierenden Bilder zeigen ein Paradies im Verfall.

Afrikas Tierwelt: Imposant und doch zerbrechlich
15 Bilder

Afrikas Tierwelt: Imposant und doch zerbrechlich

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Die Popmusik führte Nick Brandt nach Afrika: 1995 produzierte er in Tansania das Michael-Jackson-Video "Earth Song". Das Video wurde ein Welterfolg. Und es veränderte Nick Brandts Leben: Die Faszination der imposanten und doch so zerbrechlichen Tierwelt ließ ihn nicht mehr los.

Inzwischen fotografiert Brandt ausschließlich in Afrika. Seine Trilogie über die afrikanische Tierwelt ist eine Chronolgie des Untergangs: Während er im ersten Teil ein Bild von Afrika als Naturparadies zeichnet, sind die Bilder im zweiten Teil bereits deutlich melancholischer. Im dritten Teil legt er den Fokus dann klar auf den Verfall.

Die vielleicht beeindruckendsten Bilder verdankt Brandt einem Zufall: Am Rande des Natronsees in Tansania fand er zahlreiche Tierkadaver, die ans Ufer geschwemmt worden waren. Der hohe Gehalt an Natriumcarbonat und Salz im Wasser hält die Verwesung der Tierkörper auf und lässt sie wie versteinert aussehen. Brandt hatte sein Symbol für die düstere Zukunft der afrikanischen Tierwelt gefunden.

Brandt beleuchtet in seiner Fotoreihe auch die ausbeuterische Jagd nach Trophäen. So wird der Kopf eines stolzen Löwen zum profanen Wandschmuck. Der Fotograf platziert die makabre Trophäe vor der endlosen Savanne, dem weiten Lebensraum des freilebenden Löwen. Auf einem anderen Bild sind Ranger zu sehen, die in einer langen Reihe mit Elefanten-Stoßzähnen posieren. Das Bild ist beklemmend: Jedes der übermannshohen Zahnpaare steht für einen toten Riesen.

Die Bilder von Nick Brandt sind noch bis zum 30. November in den Ausstellungsräumen von Camera Work in Berlin zu sehen. Parallel zur Ausstellung ist außerdem der Bildband "Quer durch wüstes Land" im Knesebeck-Verlag erschienen.

(jco)
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