Brandursache noch immer unklar Althaus ruft zu Spenden für Weimar-Bibliothek auf

Weimar/Erfurt (rpo). Der konkrete Ausbruchsherd des Unglückes in der Anna Amalia Bibliothek in Weimar ist noch immer nicht gefunden, jetzt ruft Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) zu Spenden auf.

Die Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek in Flammen
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Fünf Tage nach dem Brand sei zwar sei eine Brandspur entdeckt worden, doch sei weiter unklar, ob das Feuer auf technische oder andere Ursachen zurückzuführen sei, teilte die Polizei am Dienstag mit. Der Leiter der Polizeidirektion Jena, Rüdiger Schrehardt, sagte, die Brandspur verlaufe quer über den Boden des dritten Stockwerkes und sei möglicherweise auch der Brandherd. In einem Balken habe sich vermutlich ein Schwelbrand entwickelt. Brandspürhunde der Polizei hätten an drei bis vier Stellen angeschlagen. Grund dafür könnte ausgelaufener Kraftstoff bei den Lösch- und Bergungsarbeiten sein.

Bei der Katastrophe sind 30 000 Bücher des 16. bis 18. Jahrhunderts unwiederbringlich verloren gegangen. Dazu gehörten eine Divan-Übersetzung aus dem Persischen und die wertvolle Büchersammlung des ersten Direktors der früheren herzoglichen Bibliothek, Konrad Samuel Schurzfleisch.

Nicht zu ersetzen sei die Musikaliensammlung Anna Amalias mit rund 2000 Büchern und Notenhandschriften wie die eigenhändige Vertonung der Herzogin zu Goethes Singspiel "Das Jahrmarktsfest zu Plundersweilen" von 1778. Zu den Kunstwerken, die aus dem Rokokosaal nicht mehr gerettet werden konnten, zählten neben dem Deckengemälde von Johann Heinrich Meyer 33 Gemälde aus dem 16. bis 19. Jahrhundert. Verbrannt seien auch ein Porträt von Anna Amalia des Hofmalers Johann Friedrich Löber sowie ein Selbstporträt von Ferdinand Jagemann.

Dieter Althaus verwies darauf, dass Bundespräsident Horst Köhler die Schirmherrschaft über die Spendenaktion übernehmen wolle. Schon jetzt lägen Spendenzusagen in sechsstelliger Höhe vor. Nach den Worten von Erfurts Kunstminister Jens Goebel (CDU) lässt sich die Schadenshöhe bislang nicht annähernd beziffern. Es müsse von einem zweistelligen Millionenbetrag ausgegangen werden. Ursprünglich waren für die Sanierung des Gebäudes neun Millionen Euro veranschlagt worden. Dieser Betrag werde nach dem Brand deutlich überschritten.

Goebel sprach von "einer Welle der Hilfsbereitschaft". Er sei überzeugt, dass mit der gemeinsamen Hilfe des Bundes, des Landes und privater Geldgeber die beschädigten Bücher und Kunstwerke restauriert und die Bibliothek saniert werden könnten. Die vom Bund zugesagte Soforthilfe von vier Millionen Euro reicht nach den Worten Goebels vorerst aus, um die beschädigten Bücher zu sichern.

Auch die Urenkelin des Komponisten Richard Wagner und Dramaturgin Nike Wagner, die das Kunstfest in Weimar leitet, äußerte sich erschüttert über den Brand der berühmten Bibliothek in der Klassikerstadt: "Als die Anna Amalia Bibliothek brannte, weinte neben mir eine Frau. Für Momente fand ich mein eigenes Gefühl wieder. Man steht vor den Flammen und weiß - was Goethe einst in der Hand hielt, geht in Rauch auf."

Die Urenkelin des Komponisten wohnt seit einem Jahr neben der Bibliothek: "Zunächst wollte ich alle Veranstaltungen absagen. Besser und richtiger aber ist: Mit Kunst auf den Verlust von Kunst zu antworten. Jetzt erst recht." Sie träume davon, das Kunstfest Weimar zu einem "Festival von europäischem Rang" zu machen. "Sollte die Nachwelt mir später einmal nachsagen, ich hätte das Erbe der Väter ernst genommen, es nicht gehütet, sondern verwandelt und weitergetrieben - in Weimar -, ich wär's zufrieden."

Wagner will die Kultur im Grundgesetz verankern. "Für die Zukunft erträume ich mir, dass Kultur als Staatsziel im Grundgesetz verankert werde, so wie die Sicherung von Luft, Wasser und Menschenwürde. Das ist realisierbar mit etwas Hartnäckigkeit und Verstand", zitiert die Wochenzeitung "Die Zeit" die 59-Jährige.

(afp)
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