Konzert von Bryan Adams Dinosaurier predigt die Liebe

Köln · Bryan Adams begeistert 10.000 Fans in der Lanxess-Arena.

Bryan Adams ist ein Fossil. Vor seinem Auftritt in der Kölner Lanxess-Arena blickt das Publikum auf sein statuenhaft erstarrtes Video-Portrait. Plötzlich schnellt eine echsenhafte Zunge aus seinem Mund und schnappt nach einer Fliege. Humor und Selbstironie hat der Mann, das muss man ihm lassen. In der Folge inszeniert er sich als zweierlei: Als Rock-Dinosaurier und als  Mann der Liebe.

Im schnittigen Aufzug der 1950er-Jahre-Rock‘n‘Roller stürmt er mit seiner kompakten Band auf die Bühne, spielt einen Sound, der jahrzehntealt sein könnte, doch es ist der neue Song „Ultimate Love“, mit dem Bryan Adams die reine Leere der Friedensbewegung predigt: Liebe statt Bomben. Dieser starke Auftakt eines starken Auftritts ist einer von zwei neuen Songs, die der Kanadier für ein neues Best-of-Album geschrieben hat – „Ultimate“. In Zeiten von Musik-Streaming ist das ein ziemlich altmodisches Modell, frisches Geld zu generieren, aber das passt natürlich zur ausgestellten Dinosaurier-Haltung: Der schmal geschnittene Anzug, die halbakustische Gitarre, die schwarz-weißen Breitwandvideos, das alles steht Bryan Adams gut zu Gesicht.

Das Video zu „Can‘t Stop That Thing We Startet“ erzählt von den Berührungen, freundlichen Gesten und Zuwendungen, die ein Mensch zu geben hat, wenn er nur einmal gut gelaunt durch ein Einkaufszentrum läuft. Das hat in seiner Naivität tatsächlich etwas Berührendes. Weil man merkt: Bryan Adams ist zwar ein durchaus selbstironischer Typ, meint das aber wirklich so, dass man mit ein bisschen Liebe die Welt verändern kann. Zum Thema Liebe, Vermissen, Sehnen, aber auch Gemeinschaft und Zueinanderstehen hat er natürlich die besten Lieder überhaupt geschrieben: „Heaven“, „Run To You“, „(Everything I Do) I Do It For You“, „All For Love“, „Summer of 69“. Sie alle haben ihren Platz in einer gewaltigen, 30 Songs langen Setlist, zu der 10.000 glückliche Menschen ihre vergangenen gut 30 Jahre feiern.

Vielleicht weil die Stimmung in Köln besonders gut, warm und herzlich ist, spielt Bryan Adams sogar Rares: Eine akustische Version von „Lonely Nights“ von seinem zweiten und erstmals halbwegs erfolgreichen Album „You Want It, You Got It“, mit dem er erstmals seinen Sound definiert hat, der radiotauglichen, melodiösen Ohrwurm-Rock mit seiner nach vorne gemischten rauen Stimme kombiniert. Der Unterschied zu ganz frischen Titeln wie „Brandnew Day“ liegt eigentlich nur in den Gitarreneffekten.

Ansonsten ist Bryan Adams mit 58 Jahren ganz der Alte – oder wie er kurz vor Schluss selbst singt: „18 till I Die“.

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