Köln Black Sabbath: Lauter Abschied in Köln

Köln · Wenn man auf die 70 zugeht, kann man den Ruhestand genießen, die Welt bereisen, vielleicht auch die Boule-Kugeln aus dem Keller holen. Oder einen Höllenlärm veranstalten. So wie jene Herren, die jetzt in Köln noch einmal alte Zeiten aufleben ließen - Black Sabbath auf ihrem allerletzten Deutschlandkonzert. In wenigen Wochen will die Band, die einst das Heavy-Metal-Genre mitbegründete, ihre Karriere beenden.

In Köln gibt es einen Auftritt mit kleinen Anlaufschwierigkeiten. Die ersten beiden Songs aus der Frühphase der Band sind schleppend und für die mäßige Akustik der nicht ganz ausverkauften Lanxess Arena nicht geeignet. Erst mit "Under The Sun", getragen von einem mächtigen Gitarrenriff, springt der Funke über.

Was folgt, ist ein lustiger, unglaublich lauter, aber auch rührender Auftritt. Während über die Leinwände vereinzelt Videoschnipsel vergangener Tage flimmern, die die Band in vollem Elan zeigen, sieht das Geschehen auf der Bühne unten etwas anders aus: Der Aktionsradius von Bassgitarrist Geezer Butler (67) beträgt nur wenige Zentimeter. Sänger Ozzy Osbourne (69) schlurft mit hängenden Schultern über die Bühne, winkt wie ein schwarz gewandeter Teletubby ins Publikum. Sein Fixpunkt ist der Mikrofonständer. Und man meint, er sei froh, dass er sich an ihm festhalten kann.

Musikalisch macht dieser Band jedoch keiner so schnell etwas vor. Das wuchtige Gitarrenspiel Tony Iommis (68) und das brachiale Getrommel des einzigen Nicht-Originalmitglieds Tommy Clufetos (37) lässt selbst die älteren Semester im Publikum Fäuste in die Höhe strecken oder zur Luftgitarre greifen. Ein Höhepunkt: der Song "War Pigs", der in ein einziges Sound- und Lichtgewitter mündet. Dass es noch lauter, noch bombastischer gehen kann, ist kaum vorstellbar.

Am Ende des gut zweistündigen Programms, das ausschließlich aus Titeln besteht, die zwischen 1970 und 1976 aufgenommen wurden, gibt es eine Zugabe. Natürlich "Paranoid", der größte Hit der Band. Danach liegen sich vier Männer in den Armen, die sich von ihrem Publikum verabschieden. Wahrscheinlich für immer.

Nachfolger stehen schon in den Startlöchern. Die Vorgruppe "Rival Sons" etwa. Die Kreuzung aus "Free" und "Led Zeppelin" machte ihre Sache außerordentlich gut. Die Rockmusik der 1970er Jahre - sie lebt weiter, auch wenn ihre Helden jetzt abtreten.

(RP)
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