Bei Disney+ Beyoncé veröffentlicht das visuelle Album „Black Is King“
New York · Der 38 Jahre alte US-Popstar hat einen Film zu den Liedern vom „König der Löwen“-Soundtrack produziert. Erzählt wird die spirituelle Geschichte eines schwarzen Königs.
Am Anfang sieht man ein Weidenkörbchen, das im Wasser schwimmt und davongetrieben wird, darin liegt ein Baby. Es kommt an einem Strand an, dort wird es von einer Frau erwartet, sie nimmt das Baby in den Arm, wiegt es und singt dazu, und die Frau ist Beyoncé und das Kind der König.
So beginnt „Black Is King“, das neue Album des 38 Jahre alten Popstars. Wobei es sich bei der mit viel erwartungsfrohem Geraune im Internet angekündigten Veröffentlichung nicht um eine herkömmliche Platte handelt, sondern um ein so genanntes visuelles Album. Beyoncé hat die Musik, die sie im vergangenen Jahr für die Realverfilmung von „König der Löwen“ lieferte und die bereits unter dem Titel „The Lion King: The Gift“ vorliegt, neu bebildert. „Black Is King“ mutet nun an wie ein Musical; zu jedem Lied gibt es ein Video, das den Werdegang des jungen schwarzen Königs weitererzählt. Stars wie Naomi Campbell und Pharrell Williams treten auf, außerdem Kelly Rowland, die frühere Mitstreiterin Beyoncés bei der Band Destiny’s Child, und natürlich Beyoncés Ehemann, der Rapper Jay-Z.
Der Film ist beim Streamingdienst Disney+ zu sehen und Teil eines Deals über drei Filme, den die Sängerin mit dem Konzern geschlossen hat. Die Lektionen des „Königs der Löwen“ sollen „für junge Königinnen und Könige von heute auf der Suche nach ihrer eigenen Krone aufbereitet werden“, heißt es im Begleittext des Senders. Und via Instagram ließ Beyoncé, die Regie geführt, das Script geschrieben und produziert hat, verlauten, die Ereignisse von 2020 hätten den Film nur noch relevanter gemacht.
Sie spielt natürlich auf „Black Lives Matter“ an und auf die Proteste nach dem Tod George Floyds, und besonders wichtig dürften ihr die Szenen zwischen den einzelnen Songs sein. Da zeigt Beyoncé privates Videomaterial von schwarzen Familien, spricht gravitätisch aus dem Off und verkündet Weisheiten und Erbauliches, und sie wirkt dabei wie ein Coach: „Lead or be lead astray.“ „Follow you light or lose it.“ Und: „Turn the what into so what.“ Der Film wurde wenige Stunden nach Erscheinen in den sozialen Netzwerken zumeist gefeiert. Es gab indes auch vereinzelte Kritik. Einmal tritt bei einer schwarzen Gesellschaft ein weißer Butler auf. Ob das nicht wiederum rassistisch sei, wurde gefragt.
Der in West- und Südafrika, in London und New York gedrehte Film ist ein kleines Kunstwerk, Beyoncé inszeniert sich mit Referenzen an Sun Ra und James Brown in der Ästhetik, die man aus ihrem berühmten „Formation“-Video kennt, das von der Regisseurin Melina Matsoukas („Queen & Slim“) gedreht wurde. Nahezu jede Einstellung könnte man abfotografieren und in Postergröße aufziehen. Besonders gelungen sind jene Szenen, in denen Beyoncé nachts am Strand tanzt, während der Blitz wenige Zentimeter neben ihr einschlägt. Oder die, in denen sie eine opulente Party feiert, auf der sie als Südstaaten-Queen residiert. „I feel a change goin‘ on“, singt sie.