Berlin Andreas Dresen enttäuscht, Pädophilie-Drama provoziert

Berlin · Wenn der Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase und der Regisseur Andreas Dresen zusammenarbeiten, dann reden Figuren, wie man spricht, dann entwickeln sich Geschichten wie das Leben, dann entstehen wahrhaftige Filme wie "Sommer vorm Balkon".

Berlinale: Andreas Dresen, Pädophilie-Drama provoziert
Foto: dpa, kde

Nun zeigte die Berlinale, wie die beiden den Debütroman von Clemens Meyer verfilmt haben: "Als wir träumten". Doch obwohl die Vorlage kraftvoll aus dem Leipzig der Nachwendezeit erzählt, von Freunden, die einen Technoclub aufziehen wollen, erscheint vieles unecht. Die Rückblenden in ihre Kindheit sieht aus wie im DDR-Museum mit Kindern in faltenfreien Pionierhemden; den Disco-Szenen aus Leipzigs Underground fehlt die Ekstase, da kann Dresen noch so die Beats aufdrehen. Vor allem aber entwickelt sich die Beziehung zwischen den Freunden nicht, sie stehlen Autos, saufen, prügeln sich mit Glatzen, dann muss einer in den Knast, der andere gerät an die Nadel - miterlebt hat man den Absturz nicht.

Um wie viel erschütterter verlässt man den chilenischen Film "El Club", eine drastische Tragiksatire über vier pädophile Priester, die von der Kirche geschasst wurden und nun mit einer Nonne in einem Haus am Meer leben, einen Windhund halten und auf dessen Rennsiege wetten. Der Film beginnt leicht, wie eine Gaunerkomödie, doch dann taucht ein Mann auf, der als Junge missbraucht wurde, und brüllt seine Anklagen über den Gartenzaun. "Der Club" gerät unter Druck und greift zu drastischen Mitteln. Der Film ist eine bittere Anklage von Heuchelei und Vertuschung. Er arbeitet mit starker Überzeichnung, schwarzem Humor, doch wem etwas an der Kirche liegt, der fühlt sich getroffen.

(RP)
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