Katholische Kirche Papst an Papst: Zölibat muss bleiben

Vatikan · Benedikt XVI. versucht mit einer brisanten Veröffentlichung Einfluss zu nehmen.

 ARCHIV - 21.12.2018, Italien, Rom: Papst Franziskus (l) und der emeritierte Papst Benedikt XVI unterhalten sich im Kloster «Mater Ecclesiae». Benedikt hat sich aus dem Ruhestand erneut zu einem heiklen Thema in der katholischen Kirche zu Wort gemeldet und sich gegen eine Aufweichung des Zölibats ausgesprochen. In einem Buch spricht er gemeinsam mit dem konservativen Kardinal Sarah von einer «dunklen Zeit», die das Priestertum durchschreite, wie es in einer Mitteilung des Verlags Ignatius Press heißt. Foto: -/Vatican Media/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

ARCHIV - 21.12.2018, Italien, Rom: Papst Franziskus (l) und der emeritierte Papst Benedikt XVI unterhalten sich im Kloster «Mater Ecclesiae». Benedikt hat sich aus dem Ruhestand erneut zu einem heiklen Thema in der katholischen Kirche zu Wort gemeldet und sich gegen eine Aufweichung des Zölibats ausgesprochen. In einem Buch spricht er gemeinsam mit dem konservativen Kardinal Sarah von einer «dunklen Zeit», die das Priestertum durchschreite, wie es in einer Mitteilung des Verlags Ignatius Press heißt. Foto: -/Vatican Media/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Foto: dpa/-

Nach seinem Rücktritt im Februar 2013 hatte Papst Benedikt XVI. versprochen, er wolle fortan „für die Welt verborgen“ im Vatikan-Kloster Mater Ecclesiae seinen Lebensabend zubringen. Immer wieder hat Joseph Ratzinger diese Ankündigung mit Schriften, Vorträgen oder Interviews unterlaufen. Sein jüngster Akt ist kirchenpolitisch brisant: In einer Phase, in der sein Nachfolger Papst Franziskus höchstwahrscheinlich eine Lockerung des Priesterzölibats vorbereitet, spricht sich der emeritierte Papst vehement für die Beibehaltung desselben aus.

Am Mittwoch erscheint in Frankreich ein Buch mit dem Titel „Des profondeurs de nos coeurs“ (Aus der Tiefe unserer Herzen), das den 92 Jahre alten Benedikt XVI. sowie Kurienkardinal Robert Sarah aus Guinea als Autoren ausweist. Der 74-jährige Präfekt der Gottesdienstkongregation ist einer der schärfsten Kritiker von Franziskus und Integrationsfigur des traditionalistischen Spektrums in der katholischen Kirche. Beide warnen auf 175 Seiten – „Le Figaro“ veröffentlichte vorab Auszüge – vor „schlechten Einlassungen, Theatralik, diabolischen Lügen und im Trend liegenden Irrtümern“.

Die Kirche dürfe sich davon nicht beeinflussen lassen, Priester seien durch die „ständige Infragestellung“ des Zölibats verwirrt. Das Priesteramt erfordere „die völlige Hingabe eines Mannes“, der „Ruf zur Nachfolge Jesu“ sei ohne den Zölibat, dieses „Zeichen der Freiheit und des Verzichts auf alle Kompromisse“ unmöglich.

Die Autoren kommen auch auf die Amazonien-Synode zu sprechen, die im Oktober 2019 im Vatikan stattfand. Dort hatte sich eine Mehrheit der Bischöfe für verheiratete Priester in entlegenen Gegenden ausgesprochen und einen leichteren Zugang für Frauen in kirchliche Ämter angeregt. Beiden Vorschlägen erteilten Benedikt XVI. und Sarah eine klare Absage. In einem gemeinsam verfassten Vorwort zitieren die beiden Traditionalisten den Kirchenvater Augustinus mit dessen Ausspruch „Ich kann nicht schweigen“. Sie verurteilen die Berichterstattung der Medien, die „Oberhand über die echte Synode“ gewonnen hätte.

 Papst Franziskus (li) und der emeritierte Papst Benedikt XVI.

Papst Franziskus (li) und der emeritierte Papst Benedikt XVI.

Foto: dpa/-

Der Zeitpunkt der Veröffentlichung ist brisant. Papst Franziskus hatte nach dem Bischofstreffen angekündigt, ein eigenes Dokument zur Amazonien-Thematik zu liefern, das in einigen Wochen erscheinen soll. Beobachter gehen davon aus, dass der amtierende Papst darin ausnahmsweise die Weihe sogenannter viri probati, also „bewährter“, verheirateter Männer zu Priestern erlauben werde, um dem Priestermangel in Amazonien beizukommen.

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