Beklemmendes Roma-Drama "Just the Wind"

In diesem Film herrscht Angst vom ersten seelenruhigen Moment an. Die Putzfrau Mari und ihre Kinder Anna und Rio leben einen trostlosen Alltag buchstäblich am Rande der Gesellschaft, in einer schäbigen Hütte vor dem Wald, in einer winzigen Roma-Siedlung in der ungarischen Provinz. Die Umgebung könnte Idylle sein, es ist Sommer, es gibt einen See. Aber in der Siedlung sind Morde geschehen. Rassisten haben es auf die Roma abgesehen. Sie kommen in einem schwarzen Wagen, man könnte sie dingfest machen, aber die Polizei zeigt wenig Interesse. Sie sind ja asozial, die Menschen in den verkommenen Häusern, und so werden sie behandelt. Mari ist bei ihrem Putzjob eine Art Leibeigene, Anna wird in der Schule auch von den Lehrern drangsaliert, Rio ist noch so jung, dass er die Kontakte mit dem Außen reduzieren kann. Er streift durch die Gegend, geht irgendwann auch an die Orte, an denen bereits Morde geschahen. Doch das hat nichts Abenteuerliches, der Junge ist dem Grauen auf der Spur. Und das schwarze Auto wird wiederkommen.

Einen ungeheuer beklemmenden Film hat Bence Fliegauf mit "Just the Wind" gedreht, ein wortkarges Drama, das anklagt, indem es soziale Realität zeigt, die in Europa gern übersehen wird. Natürlich bereitet ein solcher Film kein Vergnügen, obwohl er Spannung aufbaut wie nur wenige Thriller. Es ist die kalte Spannung des Entsetzens. Auch darüber, was Europa alles zu verdrängen hat. llll

(RP)
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