Bejubelt: Iphigenie in Oberhausen

Oberhausen Das Theater Oberhausen macht keinen Hehl daraus, warum es Goethes "Iphigenie auf Tauris" in den Spielplan nimmt: Weil Generationen von Schülern dieses zutiefst humanistische Lehrstück von der Macht der Worte lesen mussten – und es jetzt wieder müssen: im Zentralabitur. Regisseur Sarantos Zervoulakos – ein junges Talent aus dem Wiener Max-Reinhardt-Seminar – lässt so erst einmal drei Schaufeln Reclamhefte über der Bühne kippen. Als ob er sagen möchte: Liebe Schüler, jetzt zeigen wir euch, was da wirklich drin steht.

Das gelingt erstaunlich gut mit erstaunlich wenigen Regie-Gags. Der Zuschauer fiebert und fühlt mit, wird in das Stück gezogen wie durch einen Sog – allein, weil die Darsteller Goethes Text eine reizvolle Gestalt geben. "Ich habe nichts als Wörter", sagt Iphigenie, wenn sie am Ende vor König Thoas steht und Gnade für ihren Bruder Orest, Freund Pylades und sich selbst erbittet. Dass diese Wörter allerdings sehr viel sind, zeigt Darstellerin Elisabeth Kopp schon im Anfangsmonolog. Da erhebt sie erstmals sprachmächtig ihre sanfte Stimme, die Iphigenie später beherzt gegen ihren König erheben wird. Nur sparsam setzt Regisseur Zervoulakos szenische Mittel ein: Wenn etwa Orest endlich seine totgeglaubte Schwester erkennt, dann toben sie wie Kinder über die Bühne, rufen sich "Iphi" und "Oresti". Vielmehr ist gar nicht nötig für maximale Wirkung und einen tosenden Schlussapplaus.

Info Weitere Vorstellungen: 19. Febr., 4. und 30. März, jeweils 19.30 Uhr. Kartentelefon: 0208 - 85 78 184

(RP)
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