Philipp Hochmair beim Asphalt-Festival Schiller kommt mit Elektrobeats nach Düsseldorf

Düsseldorf · Auf dem Gelände der Alten Farbwerke begeistert beim Asphalt-Festival Schauspieler Philipp Hochmair und „Die Elektrohand Gottes“ mit „Schiller Balladen Rave“.

Schauspieler Philipp Hochmair und „Die Elektrohand Gottes“ mit „Schiller Balladen Rave“.

Schauspieler Philipp Hochmair und „Die Elektrohand Gottes“ mit „Schiller Balladen Rave“.

Foto: Asphalt-Festival/Ralf Puder

„Schiller, wo bist du? Komm zu uns! Komm nach Düsseldorf“ So beschwört Philipp Hochmair den Dichter zu Beginn der Performance. Im Camouflageanzug, mit Pilotenbrille und Bauhelm auf dem Kopf, klopft er mit Hammer bewaffnet die Bühne ab, geht durchs Publikum. Das hat sich in der Abendsonne auf dem Hof der Alten Farbwerke versammelt.

Erst allmählich formen sich erste Verse. „Er stand auf seines Daches Zinnen“ – „Der Ring des Polykrates“ beginnt. Die dreiköpfige Band „Die Elektrohand Gottes“ steuert erste Klänge bei. Hochmair lässt sich Zeit, bis sein „Schiller Balladen Rave“ in die Gänge kommt. Doch dann entwickelt sich eine originelle Mischung aus Rezitation und Konzert, Ballade und Rave, die das Publikum hineinzieht in Schillers Kosmos. „Die Bürgschaft“ kommt wie eine Abenteuergeschichte daher, die von Freundschaft und Ehre erzählt. Mit dem „Erlkönig“ schmuggelt Hochmair etwas Goethe in den Schiller-Abend, egal. Hochspannend gelingt ihm der Ritt des Vaters mit dem sterbenden Kind, untermalt von den treibenden Beats aus dem Synthesizer.

Hochmair gibt den Zigarre-qualmenden Zeremonienmeister. Sein Zepter ist ein langes Papprohr. Ein Bauarbeiter, der sich in Schillers Steinbruch der Verse abarbeitet. Er bricht die Sätze auf, wiederholt sie, lässt sie nachhallen, zerlegt ihren Rhythmus. Die Band nimmt diesen auf, lässt die Elektrobeats wummern oder arbeitet mit atmosphärischen Klängen dezent im Hintergrund.

„Die Elektrohand Gottes“ besteht aus dem Gitarristen Tobias Herzz Hallbauer, dem Elektroklangkünstler Jörg Schittkowski und dem Schlagzeuger Rajko Gohlke, der auch manch anderes Instrument bedient. Wie die Männer von „Kraftwerk“ stehen sie in schwarzen Overalls dezent im Hintergrund, lassen Hochmair den Auftritt dominieren.

Mit dem „Taucher“ steigt man hinab ins tiefe Wasser, hört von „daughter, water, king und diver“ – immer wieder verballhornt Hochmair Schillers Erzählungen, bricht ironisch das Pathos der Verse. Er nimmt sie aber auch sehr ernst, klopft sie auf ihren zeitlosen Gehalt ab. Man kann Hochmair gut zuhören, geht mit dem brillanten Schauspieler auf spannende Reisen in unbekannte Welten. So müsste Schülern Schiller einmal nahe gebracht werden!

Der österreichische Schauspieler ist voll in seinem Element, tobt sich auf der Bühne aus. Bis 2016 war er Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters, anschließend am Thalia Theater in Hamburg. Nun widmet er sich mehr Kino- und Fernsehrollen, etwa in „Die Vorstadtweiber“ oder als blinder Ermittler in der Krimireihe „Blind ermittelt“. Auch mit „Jedermann Reloaded“ tourt er mit seiner Band und verwandelt Hofmannsthal in ein Rockkonzert.

Zum Abschluss zelebriert Hochmair 30 Minuten lang Schillers „Glocke“ und nimmt die Zuschauer mit auf einen Ausflug in die Industrie. Mit dem Appell zu „Freiheit und Gleichheit“ zu „Freude und Friede“ entlässt der Schauspieler das Publikum in die laue Sommernacht. Begeisterter Applaus.

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