Düsseldorf Bei Connie Palmen tut Liebe immer weh

Düsseldorf · In "Du sagst es" schreibt die 60-Jährige über die Dichter Sylvia Plath und Ted Hughes. Eine Begegnung.

Connie Palmen betritt den Frühstücksraum des Hotels Villa Achenbach in Düsseldorf, und über ihrem Kopf steht eine Wolke der Trauer. Die 60-Jährige wirkt ja immer, als habe sie gerade etwas Schlimmes erlebt, ihre Begrüßungs-Umarmung ist fest und irgendwie verzweifelt, aber vielleicht ist das bloß Projektion. Überhaupt meint man so viel von ihr zu wissen, seit sie die schönen und traurigen Bücher über ihre beiden großen und tragischen Lieben geschrieben hat: "I. M." (1999) handelt von ihrer Beziehung zu dem Talkmaster Ischa Meijer, der nach einem Herzinfarkt starb. Und in "Logbuch eines unbarmherzigen Jahres" (2013) dokumentiert sie ihren Kummer nach dem Tod des Ehemanns Hans van Mierlo, dem früheren Außenminister der Niederlande.

Connie Palmen hat eben ein neues Buch veröffentlicht, auch darin tut Liebe weh. In "Du sagst es" (Diogenes, 288 S., 22 Euro) geht es um das legendäre Dichter-Paar Sylvia Plath und Ted Hughes. Plath brachte sich 1963 um, den Kopf im Backofen, seither gilt Hughes nicht nur in der feministischen Literaturkritik als Monster, der seine Frau betrog und in den Tod trieb. Er selbst äußerte sich nie zu der Beziehung. 1998 ist er gestorben.

Palmen schreibt den Roman aus der Sicht von Hughes, sie rehabilitiert den Kollegen. "Man kann einen Mann keinen Mörder nennen, weil seine Frau Selbstmord verübt hat", sagt sie. "Die Frau ist selbst verantwortlich." Palmen fährt sich durch das verstrubbelte Haar. Sie spricht mit leiser, rauer Stimme. Und wenn sie einem in die Augen sieht, mutet es an, als wolle sie ein Geheimnis übermitteln, das man aber nicht versteht. "Hughes ist ermordet worden durch Plath: Sein Leben wurde ihm durch andere gestohlen. Für so einen stolzen Mann muss das schrecklich gewesen sein."

Connie Palmen trinkt schwarzen Kaffee, sie reist gleich heim nach Amsterdam. Man würde gerne wissen, ob sie an die romantische Liebe glaubt. "Nein", entgegnet Palmen. "Ich glaube an die Leidenschaft, weil das etwas Körperliches ist. Der andere kann dich verletzten, verlassen, abweisen, wegschicken. Romantische Liebe hat zu tun mit Sehnsucht, Distanz und Idolatrie. Meine Liebe hat jedoch zu tun mit Bewunderung, aber für die Schwächen des Anderen, nicht für seine Schönheit. Meine Liebe will raus, zum Anderen." Sie glaube auch nicht an die Vorschrift, dass man erst sich selbst lieben müsse, bevor man jemand anderen lieben könne.

Die enorme Verbundenheit der Leser zur Bestsellerautorin Palmen ergibt sich sicher auch aus der Unmittelbarkeit der Erfahrungen, die sie in ihren besten Büchern in der ersten Person schildert. "Das ist etwas, das ich bewusst organisiere", sagt sie. "Selbst wenn ich als Ted Hughes spreche, spreche auch ich selbst." Sie lächelt milde. Mit Connie Palmen zu reden ist ein bisschen so, als erzähle jemand von einem Land, in das man selbst nie wird reisen können.

Kann es die ideale Beziehung zwischen Mann und Frau geben? "Man kann glücklich sein in einer Beziehung, sehr glücklich", sagt Palmen. "Aber nicht, ohne dass man manchmal sehr unglücklich ist." Nicken. Gemeinsam schweigen. Melancholie. Und als man sagt, dass diese Art des Liebens doch unheimlich aufreibend sein muss und man gern wüsste, wie oft man so etwas durchstehen kann im Leben, schaut Connie Palmen wissend, aber nicht unfroh: "Ich würde sagen, zwei Mal."

(hols)
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