Düsseldorf Beethovens Winterschlaf: WDR-Orchester in Düsseldorf

Düsseldorf · Ludwig van Beethoven hat zwei Sinfonien in F-Dur komponiert, doch während die Sechste, die "Pastorale", jeder Mensch mitsummen kann, steht die Achte im Schatten. Dabei sind ihre Charme-Offensive und spirituelle Erleuchtung mit Witz und Gefunkel (fast im Sinne Haydns) unschlagbar. Und das Kuriose ist: Sie hat lauter schnelle Sätze.

Von diesem Esprit war leider im Gastkonzert des WDR-Sinfonieorchesters Köln in der Düsseldorfer Tonhalle nur wenig zu spüren. Das Orchester spielte so unbeteiligt, als finde der Auftritt als auswärtige Probe in einem Vorortsaal statt. Die Hörner experimentierten im Bereich Trefferquote mit wechselnden Erfolgen, die Streicher starrten angestrengt in ihre Noten, und der finnische Dirigent Jukka-Pekka Saraste, der das Orchester im kommenden Jahr verlässt, betrachtete das Geschehen sehr entspannt von erhöhter Warte, statt in die Binnendynamik einzugreifen.

So war die Aufführung im Ganzen ein wenig zu laut, zu wenig delikat, in den Tempi auch zu statisch und leider auch phlegmatisch. Das Finale ist bei Beethoven ein brisanter Thriller, der seine Lunten auch in Nebentonarten legt, hier saß es in einem gemütlichen Ohrensessel und hielt Winterschlaf.

Nicht viel besser geriet die "Pastorale", die von Beethovens revolutionären Tempo-Anforderungen etwa im Kopfsatz mehrere Tagesreisen entfernt war. Die "Szene am Bach" war wegen der wunderbaren Holzbläser (Klarinette!) jedoch ein Traummoment, von dem wir Zuhörer mehrere prächtige Wachteleier und Kuckucksrufe mit nach Hause nahmen.

Freundlicher Beifall. Keine Zugabe. Kurzer Abend.

(w.g.)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort