"Beautiful Creatures": Eine Hexe eifert Vampiren nach

Richard LaGravanese adaptiert das "Twilight"-Prinzip

Die "Twilight"-Filme waren, wenngleich bei der Kritik umstritten, überragende kommerzielle Erfolge. Warum, wird sich der Regisseur Richard LaGravanese gesagt haben, soll man das Erfolgsrezept von "Twilight" nicht auf einem höheren Niveau wiederholen, ohne die erzkonservative Mutterschaftspropaganda und die penetrant durchgestylten Nebenfiguren. Das Resultat seiner Bemühungen ist sympathisch, aber nicht sonderlich aufregend und mit 124 Minuten eine halbe Stunde zu lang.

Auch in "Beautiful Creatures" geht es um eine Teenieliebe. Lena (Alice Englert), die von ihren Mitschülerinnen als Hexe beschimpft wird, ist tatsächlich eine. Natürlich eine gute, aber das macht sie nicht weniger gefährlich. Ethan (Alden Ehrenreich) fühlt sich gerade deshalb zu ihr hingezogen. Und sie muss ihn von sich weisen, um ihn zu schützen. Ist schon kompliziert, die erste Liebe.

Alice Englert, die 18-jährige Tochter der Regisseurin Jane Campion, macht einen begabten Eindruck, aber sie wurde exakt wie "Twilight"-Star Kristen Stewart zurechtgemacht, dadurch fehlt ihr die eigene Note. Reifere Zuschauer dürfen sich an Jeremy Irons und Emma Thompson mit ihrer klassischen britischen Schauspielkunst erfreuen: Er ist Lenas dandyhafter Onkel, der seine Gäste in einem Art-Deco-Salon empfängt, sie eine bigotte Kirchengängerin, die Lena aus der Stadt vertreiben will. Einige Rückblenden erklären, was 150 Jahre zuvor im Bürgerkrieg passierte, und wie Lena sich zu einer Untoten gewandelt hat. Von diesen Rückblenden im Stil von "Vom Winde verweht" hätte der Film gut mehr vertragen können.

Das Drehbuch basiert auf dem ersten Teil der Romanserie "The Caster Chronicles" von Kami Garcia und Margaret Stohl — es ist also noch Stoff für Fortsetzungen da. Diese Aussicht lässt "Beautiful Creatures" unfertig erscheinen. Man hat das Gefühl, als sollten hier erst einmal die Figuren vorgestellt werden, über die der Zuschauer später noch mehr erfahren wird. Emma Thompson immerhin darf in einer Doppelrolle glänzen: Die von ihr gespielte Puritanerin mutiert zur sinnlichen Südstaatenschönheit. Dabei zieht die Schauspielerin alle Register ihres Könnens. lll

(RP)
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