Interview Philipp Maiburg Festival-Chef reagiert auf Israel-Kritik

Dem Macher des „Open Source“ wird vorgeworfen, er habe einen antisemitischen Künstler eingeladen.

Philipp Maiburg, Chef des Open-Source-Festivals.

Philipp Maiburg, Chef des Open-Source-Festivals.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Der New Yorker Rapper Talib Kweli ist einer der prominentesten Künstler, die für das Open-Source-Festival am 13. Juli auf der Galopprennbahn in Düsseldorf-Grafenberg gebucht sind. Der 43-Jährige hat sich mehrfach als Unterstützer der Organisation BDS zu erkennen gegeben. So rief er per Twitter zum Boykott Israels auf, das er als „Apartheidsstaat“ bezeichnete. Zionisten, so Kweli weiter, seien „Unterdrücker“. BDS steht für „Boycott, Divestment and Sanctions“. Die Organisation stellt das Existenzrecht Israels in Frage und will den Staat wirtschaftlich, politisch und kulturell boykottieren. BDS fordert, Israel möge die „Besatzung und Kolonisierung allen besetzten arabischen Landes“ beenden. Vor allem unter Musikern hat BDS prominente Unterstützer, dazu gehören Brian Eno und Roger Waters. Die Debatte um BDS erschütterte im vergangenen Jahr auch die Ruhrtriennale, die die BDS-nahe Band Young Fathers eingeladen hatte. Vom Bundestag ist BDS kürzlich als antisemitisch eingestuft worden. Auf das Engagement Talib Kwelis machte nun eine Düsseldorferin aufmerksam, die an die Fraktionen im Rat der Stadt Düsseldorf und das NRW-Kultursekretariat schrieb und Stadt und Land aufforderte, ihre Unterstützung für das Open Source einzustellen, fallsTalib Kweli nicht ausgeladen werde. Wir sprachen mit Festival-Macher Philipp Maiburg über die Vorwürfe.

Wie verhalten Sie sich jetzt?

Philipp Maiburg Mir war Talib Kweli als Künstler mit Meinung bekannt, die er auch kundtut. In den meisten Fällen ging es dabei um die Unterstützung von Minderheiten: sein Einsatz für politische Gefangene etwa oder sein Beitrag für den „Red Hot and Riot“-Sampler zur Aufklärung über Aids. Dass er sich pro BDS geäußert hat, wusste ich nicht.

Das Leipziger Veranstaltungszentrum Conne Island hat Kweli wegen seines BDS-Engagements 2016 ausgeladen.

Maiburg Das ist ein Fehler, dass ich das nicht abgeklopft habe.

Prüfen Sie die Künstler, bevor Sie sie einladen?

Maiburg In der Regel sind wir mit den Werten, für die die Künstler stehen, vertraut. Auch wenn wir nicht jede Meinung unserer Künstler teilen. Wir haben Talib Kweli im November 2018 gebucht. Hätte ich damals von seinem Engagement für BDS gewusst, hätte ich das nicht getan. Oder ihn zumindest um eine Stellungnahme gebeten, um zu erfahren, wie er jetzt dazu steht. Das Festival steht für Diversität. Doch bei BDS endet die Toleranz.

Werden Sie künftig ein Prüfverfahren einführen?

Maiburg Wir haben durch den Fall gelernt, dass wir künftig tiefer forschen müssen. Wir müssen als ein Format, das mit öffentlichen Geldern arbeitet, ab sofort deutlicher prüfen. Gerade im Hinblick auf BDS und vor allem vor dem Hintergrund der Einschätzung des Bundestages vom 17. Mai, dass BDS als antisemitisch einzustufen ist. Und wir werden beim Open Source Congress, der ja am Tag vor dem Festival stattfindet, ein Panel einrichten, bei dem über BDS diskutiert wird.

Haben Sie Talib Kweli kontaktiert?

Maiburg Wie haben den Künstler gebeten, zur aktuellen Sachlage Stellung zu beziehen. Wir warten auf sein Feedback. Meine Meinung ist, dass wir ihm zumindest die Chance geben müssen, sich dazu zu äußern.

Sie entscheiden je nach Antwort, ob er auftreten wird oder nicht?

Maiburg Genau.

Das Festival ist Mitte nächsten Monats. Wann fällt die Entscheidung?

Maiburg Bis spätestens Ende der Woche werden wir uns erneut dazu äußern.

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