Bayreuth Bayreuths Dauerproblem mit Regisseuren

Bayreuth · Erneut ist den Bayreuther Festspielen ein Regisseur abhanden gekommen - diesmal für "Lohengrin" 2018.

Wie nennt man es, wenn sich ein Malheur häufig wiederholt? Unfähigkeit. Wir befinden uns wieder bei den Bayreuther Festspielen, die schon seit Jahren von Absagen namhafter Künstler heimgesucht werden. Jetzt ist ihnen erneut eine ins Haus geschneit. Der Reihe nach.

So passierte vor einigen Jahren das Malheur, dass der berühmte dänische Filmregisseur Lars von Trier irgendwann weit nach Vertragsunterzeichnung einsah, dass er den "Ring des Nibelungen" besser nicht inszenieren solle. Er sei, so hieß es, "zu der Erkenntnis gekommen, dass die Dimensionen und Anforderungen dieser ,Ring'-Version seine Kräfte eindeutig übersteigen würden".

Einige Jahre später sagte der Filmregisseur Wim Wenders am Hügel ab. Er war ebenfalls längst für den "Ring des Nibelungen" gebucht, dann aber hätten sich, wie es hieß, "unterschiedliche Vorstellungen mit der Festspielleitung" ergeben. Frank Castorf sprang daraufhin ein und entwickelte einen "Ring", der viele schöne Momente hatte und gar nicht so unerfreulich war, wie die angeblichen Kenner behaupteten. Aber schon bald zerstritt er sich mit der Festspielleitung.

Dann begab sich der Fall Jonathan Mese. Der sollte im vergangenen Jahr den "Parsifal" gestalten, aber seine Entwürfe wurden von der Festspielleitung wegen der angeblichen Kosten abgelehnt. Seitdem wettert er bei jeder Gelegenheit gegen die Wagner-Sippe. Auch Dirigent Andris Nelsons schied im Groll aus Bayreuth. Und nun gibt es den Fall Alvis Hermanis. Der lettische Regisseur hat sich in der Flüchtlingsfrage auf der rechten Seite positioniert und jetzt vorsorglich für den "Lohengrin" 2018 in Bayreuth abgesagt. Und Katharina Wagner muss nun in Windeseile wieder jemand Neuen aus dem Hut zaubern.

Warum knallen solche Korken vornehmlich in Bayreuth? Und warum gelingt es andersherum den Bayreuther Festspielen nicht, mehrere Jahre hintereinander hochrangige Regisseure an den Grünen Hügel zu holen? Ohnehin verwöhnt uns Bayreuth keineswegs mit jenem fortschrittlichen Musiktheater, das auch den Geist der Werke wahrt. Im vergangenen Jahr war Uwe Eric Laufenbergs "Parsifal" allenfalls eine Notlösung.

Schaut man sich die Liste der relevanten Opernregisseure der Gegenwart an, die - obschon längst überfällig - noch nicht in Bayreuth inszeniert haben, so bekommt man das Stirnrunzeln. Um nur einige wenige zu nennen: Wo bleibt Peter Konwitschny? Wo Robert Lepage? Wo Nigel Lowery? Wo Katie Mitchell? Wo Andrea Breth? Und wo Calixto Bieito? Stattdessen will Katharina Wagner für medialen Glanz sorgen - und zwar durch das blitzlichtumwitterte Engagement fachfremder Neulinge, die erst spät merken, worauf sie sich eingelassen haben. Das könnte allmählich mal ein Ende haben.

(w.g.)
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