Berlin Historische Momente in Bildern

Berlin · 350 Werke der Fotografin Barbara Klemm sind jetzt in Berlin zu sehen.

Es ist ein Foto, das eine Geschichte erzählt: Der bundesdeutsche Kanzler Willy Brandt und der sowjetische Staatschef Leonid Breschnew unterhalten sich 1973 in Bonn. Sie sitzen entspannt auf ihren Sesseln, umgeben von einem halben Dutzend Beratern und Übersetzern. Man glaubt, die Gedanken der beiden Männer lesen zu können. Das Foto geht um die Welt — als Dokument der ersten warmen Geste im Kalten Krieg. Geschossen hat es Barbara Klemm, eine der renommiertesten deutschen Bildreporterinnen. In über 40 Jahren hat sie Aufnahmen aus dem politischen Leben und dem Alltag der Menschen aus aller Welt gemacht. Schwarz-weiße Bilder, die heute zum fotografischen Gedächtnis der Bundesrepublik zählen. Der Berliner Martin-Gropius-Bau zeigt bis zum 9. März 2014 in einer Werkschau 350 Bilder der 74-Jährigen aus fast einem halben Jahrhundert.

Eine Boxkamera als Geschenk weckte Klemms Neugierde. Sie verließ früh die Schule. Die Eltern — beide Künstler — ermöglichten ihr 1955 eine Ausbildung im Porträtatelier. Anschließend ging sie zur "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", eignete sich dort im täglichen Umgang mit Fotos von anderen ihren persönlichen Blick an. Bis heute arbeitet Klemm nur analog, entwickelt die Negative in ihrer eigenen Dunkelkammer. Mit Digitalbildern hat sie sich nie angefreundet. Schwarz-weiß sei Farbe genug, sagt sie.

Wer durch die Ausstellung geht, gewinnt den Eindruck, dass Klemm überall dort dabei war, wo in den vergangenen 50 Jahren Geschichte geschrieben wurde: Bei der Nelkenrevolution in Portugal, bei Michail Gorbatschow in Ost-Berlin, beim Mauerfall. Mit ihrer Kamera hat sie intime Momente und öffentliche Ereignisse festgehalten. Von Berühmtheiten wie Andy Warhol und einfachen Menschen auf der Straße. Klemm reiste um die Welt, war bei den Guerilla-Kämpfern in Namibia, besuchte Indios in Bolivien und Anhänger Fidel Castros in Kuba. Ob es in ihrem "zweiten Leben" — 2004 hörte sie bei der Zeitung auf — überhaupt noch jemanden gebe, den sie fotografieren möchte? Die Antwort klingt simpel: Sie habe die Kamera immer noch dabei

"Barbara Klemm, Fotografien 1968 —2013", Martin-Gropius-Bau Berlin, Niederkirchnerstraße 7, bis 9. März 2014, Mi.—Mo. von 10 bis 19 Uhr

(RP)
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