BAP-Konzert: Niedecken lobt Gott

Zum Auftritt von BAP im Kölner Palladium läuten über Lautsprecher die Domglocken. Die Band drückt damit nicht nur die Liebe zur Stadt aus. Wolfgang Niedecken weiß, dass sein Leben durch einen Schlaganfall kurz am seidenen Faden hing. Per Ansage wischt er die Schwere des Symbols jedoch weg: "Tut mir leid, dass ich im November eure Abendplanung durcheinandergebracht habe", sagt er in Anspielung auf den abgesagten Tourneestart vergangenes Jahr.

"Krohn oder Turban" heißt der Song dazu: "Wenn et ihn jitt, dann ess e' 'ne Joode" – bringt Niedecken sein Gottesbild auf den Punkt, singt gegen Angst, Hass und Zwietracht, die im Namen von Religion gesät werden. Ein rockendes Statement für Toleranz, Fairness, Respekt.

Maximal entspannt – so ist der ganze Auftritt. BAP spielen weiterhin klassischen Deutschrock, der mehr nach Springsteen oder Dylan als Lindenberg klingt. Viele Songs beginnen mit einem trockenen Riff, münden in ein ausuferndes Gitarren- oder Orgelsolo. Schlagzeuger Jürgen Zöller und Gitarrist Helmut Krumminga könnten mit ihrem Spiel locker Stadien füllen.

Dass BAP zu diesem mitreißenden Soundtrack Gesellschaftskritik transportieren, ist ihre Kunst: Noch nie ist ein besseres Lied für den guten Zweck geschrieben worden als "Arsch Huh, Zäng Ussenander". Für Zivilcourage, gegen Rechts. Die Halle tobt und singt mit. Höhepunkt, wie immer: "Verdamp lang her". Auch neue Songs kommen an: "All die Augenblicke" etwa, der als Duett mit Clueso gerade Radiohörer beglückt. Hier singt ihn Niedecken mit Geigerin Anne de Wolff. Seine Botschaft: "Et ess alles okay. All die Aureblecke nimm mir keiner mieh." MAX FLORIAN KÜHLEM

(RP)
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