Düsseldorfer Christuskirche Ave Maria in Oberbilk: Heinos Kirchenkonzert

Düsseldorf · Im Rahmen seiner Sakraltournee mit geistlichen Kompositionen trat der beliebte Sänger unter anderem mit Organist Franz Lambert auf.

Heino singt in der Düsseldorfer Christus-Kirche
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Heino singt in der Düsseldorfer Christus-Kirche

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Wer im Pop eine lange Karriere hinlegen will, schafft das nur, wenn er sich immer neu erfindet, heißt es. Diese These erhärten Chamäleon-Künstler wie Madonna, die mit Image-Wechseln den Trends nicht hinterherläuft, sondern sie heraufbeschwört. Lady Gaga betreibt im Zeitraffer ein ähnliches Konzept.

Als Ikone des Volkstümlichen galt Heino alias Heinz Georg Kramm als das krasse Gegenteil jedes Trends. Was natürlich auch ein Klischee, vielleicht sogar ein Irrtum ist. Denn mit seinen knarzenden Volksmusik-Adaptionen zog er zwar mehrheitlich ein schunkelwilliges Publikum jenseits des Mittelalters an. Er polarisierte aber auch heftig, wurde zum Hassobjekt des linken Zeitgeistes und rockender Kollegen.

Heino auf Kirchentour
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Heino auf Kirchentour

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Den Zahnarztsohn und gelernten Bäcker Heino scheint das seit seinem Debüt nicht anzufechten - auch jetzt nicht bei seinem Kirchenkonzert in der ausverkauften Oberbilker Christuskirche. Sein stets feierlich bis markig intonierender Bassbariton ist ebenso zeitlos wie seine immer gleiche Erscheinung, die mit weißblondem Haarhelm und blickdichter Sonnenbrille niemals jung, aber bis heute nicht alt wirkt.

Ungefähr 50 Millionen Platten hat der gebürtige Düsseldorfer verkauft. Eine Weile lang wurde es freilich ruhiger um den Barden. Dann aber, kurz vor seinem 75. Geburtstag, den er nun am 13. Dezember feiern konnte, überraschte Heino mit einem Coup, den man durchaus verbuchen könnte unter "sich neu erfinden": Im Oktober brachte er die CD "Mit freundlichen Grüßen" heraus, auf der er berühmte Pop-, HipHop- und Rock-Songs singt. 300 000 Stück hat er bis jetzt davon verkauft und dafür bereits eine Platin-CD eingesammelt. Offensiv scheint Heino mit dieser CD jene zu umarmen, die ihn stets geringschätzten. Oder meint er das Ganze ironisch?

So wie "Rammstein" mit jenem gerollten "r" kokettiert, das Heino seit Beginn seiner Laufbahn zu seinen Markenzeichen zählt? Der Mann bleibt ein Rätsel. Denn wenn Heino "Rammstein" singt, klingt es schlagartig wie originaler Heino. Genauso wie seine Schubert-, Tschaikowski- oder Mozart-Adaptionen nun in der Christuskirche.

Begleitet an der weißen E-Orgel vom legendären Franz Lambert und Werner Hucks an der Gitarre, umflort von den Background-Chören des Gloria-Terzetts und magisch illuminiert von einer quietschbunten Lichtregie lag der Schwerpunkt dieses Heimspiel-Konzerts - Heino stammt aus Oberbilk - auf den pastoralen Tönen, die sich auch durch seine Moderationen als besinnlicher roter Faden zogen.

Im schwarzem Zwirn mit roter Krawatte sparte Heino die alten Kracher wie den "blauen Enzian" aus und setzte auf "Ave Maria"-Vertonungen, Mozarts "Ave Verum" und immer wieder Kirchenlieder. Daneben mussten dann auch "Sonne" von Rammstein und "Junge" von den Ärzten ins Wohlfühlkonzept; mit einem Hinweis auf den verlorenen Sohn aus dem Lukas-Evangelium passte das irgendwie.

Musikalisch betrachtet war alles Präzisionsarbeit, und der Zahn der Zeit scheint Heino nichts anzuhaben. Vielleicht ist das ja auch sein Geheimnis? Das Publikum lauschte dem besinnlichen Weihnachts-Nachtisch jedenfalls mit größter Dankbarkeit. Ovationen.

(rl)
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