Ausstellung im Heine-Institut Bilder und Lyrik aus der Großstadt

Eine Ausstellung des Heine-Instituts erzählt mit Fotografien und Gedichten vom Lebensgefühl der urbanen Moderne.

 Blick in die Schau des Heine-Instituts.

Blick in die Schau des Heine-Instituts.

Foto: heine institut/Michael Gstettenbauer/Stadt Düsseldorf

Bei brütender Hitze fällt es derzeit nicht leicht, in den Innenstädten etwas Positives zu entdecken. Viel trinken, Eis essen oder die drückenden Straßenschluchten gleich ganz meiden, lautet meist die Devise. Einen ganz anderen, poetischen und fotografischen Blick auf die Großstadt wirft indes eine neue Ausstellung des Heinrich-Heine-Instituts. Unter dem Titel „Seelenburgen, Menschenwogen, Großstadt in Poesie und Fotografie“ verbindet die Sonderschau in zwei Räumen zeitgenössische Schwarz-Weiß-Aufnahmen von Frank Andree, Torsten Köster, Marco Larousse und Roswitha Schleicher-Schwarz. Zu den 27 Fotos gesellen sich Großstadtgedichte verschiedener Epochen.

Die vier Fotografinnen und Fotografen haben ihren künstlerischen Schwerpunkt in der Streetfotografie, mit sehr unterschiedlicher Technik. Die neben ihre Bilder gehängten Gedichte zeichnen in expressiver Sprache das Leben in den wachsenden Metropolen nach. Großstadt, das bedeutet auch heute noch Anziehungspunkt und Schreckensbild zugleich. So steht die Urbanität einerseits für pulsierendes Leben, andererseits für die Angst des einzelnen Menschen vor der Anonymität.

Passend zu ihrem Institut nennt die Kuratorin Heinrich Heine als einen der ersten Literaten, die das Großstadtleben thematisieren. Bereits 1828 erlebte er das industrialisierte London so: „Noch immer starrt in meinem Gedächtnisse dieser steinerne Wald von Häusern und dazwischen der drängende Strom lebendiger Menschengesichter mit all ihren bunten Leidenschaften.“

Spätestens seit Beginn des 20. Jahrhunderts aber wird das Großstadtgedicht zum festen Bestandteil der deutschen Literatur und Sinnbild des Lebensgefühls der Moderne. In den Epochen des Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit verfassen Autorinnen und Autoren wie Georg Heym, Erich Kästner, ­Joachim Ringelnatz oder Mascha Kaléko ihre lyrischen Auseinandersetzungen mit den menschengefüllten Steinwelten. Weitverbreitet sind noch heute Kurt Tucholskys „Augen in der Großstadt“ oder Franz Werfels „Menschenblick“.

Die Ausstellung zeigt aber auch exemplarische Lyrik von „Urban Poets“, die heute beinahe in Vergessenheit geraten sind. Heute bildet die Straßenfotografie längst ein eigenes Genre.

Eröffnet wird die Schau am Samstag, 13. August, um 18 Uhr. Bis zur Finissage am 6. November bietet das Heine-Institut ein Beiprogramm mit Kuratorenführungen und einem Großstadt-Lyrikabend mit Musik.

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