Ausstellung Persische Kunst trifft auf Expressionismus

Düsseldorf · Von weitem erinnern die verlaufenden, roten Farbflächen an einen persischen Teppich – zugegebenermaßen einer mit abstraktem Muster. Bei näherem Hinsehen kann man aber zarte Figuren erkennen: In kräftigen, sandigen Rot- und Ockertönen ist das Bild gehalten.

 Erinnerungen an seine Heimat: ein Werk des iranischen Künstlers Reza Derakshani.

Erinnerungen an seine Heimat: ein Werk des iranischen Künstlers Reza Derakshani.

Foto: galerie/Ivo Faber

In der Mitte sitzen zwei Menschen auf einer Liege. Die Kunst des Iraners Reza Derakshani bewegt sich immer zwischen den Polen der westlichen und östlichen Kunst, zwischen Abstraktion und Miniatur. Bereits zum zweiten Mal stellt der international gefeierte Künstler nun bei dem Galeristen Samandar Setareh an der Kö aus. Die Galerie ist ein guter Ort für diesen Künstler, ist Setareh doch selbst Sohn eines Persers und ein Fan abstrakter Malerei.

Als Derakshani mit 31 Jahren seine Heimat aufgrund der islamischen Revolution verlassen musste, ging er nach New York. Dort war er auf ein Mal nur noch ein Maler unter vielen, wie er erzählt, während er im Iran ein gefeierter Kunststar mit westlich geprägtem Œuvre war. Mit dem Rückgriff auf seine kulturellen Wurzeln vermischte er den Malstil und den Gestus des abstrakten Expressionismus mit den Miniaturen und Farben seiner Heimat. Besonders prägend für seine Kunst sei dabei seine Kindheit gewesen, sagt Derakshani. In jungen Jahren verbrachte er die meiste Zeit als Nomade mit seiner Familie in den Bergen. Dort lebten sie traditionell in einem Zelt, während der junge Reza Schafe scheuchte. Im Frühling wurde die karge Landschaft dann immer für kurze Zeit zu einem Meer aus blühenden Blumen. Vor allem die Farblichkeit seiner Bilder erinnert an diese Landschaft: Sandiges Braun wechselt sich mit dunklem Rot ab, dazwischen sanftes Grün und immer wieder blumige Gelbtöne.

Daneben erinnern in seinen Bildern die Andeutungen von Reitern, manchmal mit Pfeil und Bogen, immer wieder an die persische Miniaturmalerei. Diese Miniaturen dienten über Jahrhunderte als Illustrationen von persischen Gedichten und Geschichte. Denn in der persischen Kunst konnte sich das muslimische Darstellungsverbot von Menschen und Tieren lange nicht durchsetzen.

Das nomadische Leben seiner Vorfahren hat sich der 67-Jährige erhalten. Zur Zeit pendelt er zwischen Sankt Petersburg und den USA hin und her. Nur seine iranische Heimat besucht er selten. Während der politisch liberaleren Phase zu Beginn der 2000er Jahre kehrte er als gefeierter Künstler zurück, stellte seine Bilder aus und machte sogar politische Performances. Das gehe heute alles leider nicht mehr, sagt Derakshani. Sogar die von ihm so geliebte Sitar dürfe nicht auf Fotos gezeigt werden. Umso mehr wehrt er sich mit seinen eigenen künstlerischen Mitteln, in dem er Westliches und Östliches zu einer weltoffenen Kunst verschmelzen läßt.

Info Die Ausstellung in der Galerie Setareh läuft noch bis Samstag, 29. Juni.

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