Bayreuth Auf dem Grünen Hügel bröckelt der Putz

Bayreuth · Bayreuth: Vor Wagners 200. Geburtstag sind das Festspielhaus und die Villa Wahnfried Baustellen.

Der Bayreuther Festspielhügel sieht im Winter nie sehr einladend aus. Einsam thront das Festspielhaus über der bayerischen Stadt. Dort, wo normalerweise üppig bepflanzte Blumenbeete leuchten, ist die Erde umgegraben. Die Parkplätze sind leer. In diesem Jahr ist das Bild besonders trist: Das Festspielhaus ist eingerüstet: Schäden an der Fassade, Putz bröckelt. Weiß-rote Absperrbänder flattern im Wind. Es ist eine denkbar ungünstige Zeit für Bauarbeiten: In wenigen Wochen beginnt das Richard-Wagner-Jubiläumsjahr. Der 200. Geburtstag des Komponisten wird landauf, landab groß gefeiert.

Dass am Festspielhaus Sanierungsbedarf besteht, ist schon seit einiger Zeit klar. Dass jetzt wohl bis ins Frühjahr hinein Gerüste aufgebaut bleiben, war allerdings so nicht geplant. Der vergangene Winter habe der Fassade stark zugesetzt, sagt der Chef des Verwaltungsrats, Toni Schmid. Nun mussten die Verantwortlichen nach einer Expertenbegehung schnell reagieren: Die Absperrungen sollen verhindern, dass abbröckelnde Fassadenteile Passanten gefährden. Das Gerüst soll Baufachleuten den Zugang zur Fassade erleichtern. Bis 31. März sollen die Experten die Fassade untersuchen. "Wenn es sicher genug ist, kann das Gerüst dann wieder weg." Die Zeit drängt: Die Probenarbeiten für den neuen "Ring des Nibelungen" sollen im Frühjahr auf dem Grünen Hügel beginnen. Am 22. Mai, an Wagners Geburtstag, soll Christian Thielemann ein Konzert zu Ehren des Jubilars dirigieren. Klassikfans aus der ganzen Welt dürften sich für dieses Ereignis interessieren.

Die Akutmaßnahmen zur Sicherung der Fassade bezahlt die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth. Die Mäzene sind Gesellschafter der Festspiel-GmbH – genauso wie Bund, Land und Stadt Bayreuth. Wie es dann weitergeht, soll im März beschlossen werden. Im Sommer kann nicht saniert werden, weil die Festspiele am 25. Juli beginnen.

Bei der Stadt Bayreuth steht die Sanierung des Hauses ganz oben auf einer Prioritätenliste für geplante Baumaßnahmen, wie ein Sprecher der Kommune versichert. Allerdings werde nicht damit gerechnet, bereits 2013 für die Kulturstätte zur Kasse gebeten zu werden. Bis zu 48 Millionen Euro könnte nach Experteneinschätzung eine großangelegte Sanierung des maroden Festspielhauses kosten. Schmid betont, im Haushalt des Freistaats seien schon 16 Millionen für Bayreuth vorgesehen. Das Land habe seine Hausaufgaben gemacht.

In einer Regierungserklärung äußerte sich Bayerns Kunstminister Wolfgang Heubisch (FDP) allerdings nur allgemein und vage. Im Landtag sagte er: "Und auch das berühmte Festspielhaus in Bayreuth braucht die Generalsanierung."

Wer die Wagner-Stadt Bayreuth besucht, steht nicht nur auf dem Festspielhügel vor einem Baugerüst. Noch viel unfreundlicher sieht es in der Innenstadt rund um Wagners einstiges Wohnhaus Wahnfried aus. Hier wird zwar bereits gebaut und saniert – aber an eine Fertigstellung im nächsten Jahr ist nicht zu denken. Wahnfried wird im Jubiläumsjahr eine Baustelle sein.

Die Pläne für das Haus, das schon lange als Museum dient, waren ehrgeizig: Es sollte renoviert werden und im Garten sollte ein Neubau entstehen, um das Museum noch großzügiger gestalten zu können. Dann verzögerte sich der Baubeginn, so dass es erst vor wenigen Monaten richtig losging.

Zur Festspielzeit 2013 sollen jetzt immerhin einige Räume zugänglich gemacht werden. Das Haus der Bayerischen Geschichte zeigt dort die Wanderausstellung "Götterdämmerung" über König Ludwig II., den großen Förderer Richard Wagners.

(DPA)
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