Mülheim/Ruhr Auch Mülheim ist eine Beuys-Stadt

Mülheim/Ruhr · Werke aus der Sammlung Murken sind im Mülheimer Kunstmuseum zu sehen.

 Joseph Beuys' Multiple "Ich kenne kein Weekend" von 1971/72 .

Joseph Beuys' Multiple "Ich kenne kein Weekend" von 1971/72 .

Foto: Museum

Die Niederlassung des Goethe-Instituts in Paris hat den Franzosen bereits im vorigen Jahr "Joseph Beuys und Paris" vor Augen geführt. Jetzt ist diese gar nicht so kleine Ausstellung mit Objekten aus der Sammlung des Mediziners Axel Hinrich Murken an ihrer bislang einzigen Station in Deutschland angelangt: in Mülheim an der Ruhr.

Mülheim? Die Ortswahl ist nicht so abwegig, wie sie scheint. Dort lebt der Filmemacher Werner Nekes, Autor beziehungsweise Produzent zweier Filme über Joseph Beuys, die in der Ausstellung ebenfalls zu sehen sind. Und da Murken Objekte von Beuys nicht nur gesammelt hat, sondern auch mit dem Künstler befreundet war, bietet die Schau, obwohl sie auf Großinstallationen verzichtet, einen wundervollen Einblick in Beuys' Werk.

In der Tat hat Murken nur Kleinkram gesammelt, und viele der Fotografien, Poster und Auflagenobjekte kennt man schon. Doch erstens schiebt sich in dieser Ausstellung das Thema "Beuys und Paris" nahezu unmerklich in den Vordergrund, zweitens führt die Schau ihre Besucher mit dem vermeintlichen Kleinkram so unmittelbar durch Beuys' Lebenswerk, dass man am Ende glaubt, eine Retrospektive en miniature erlebt zu haben.

Beuys und Paris – das verbinden die wenigsten miteinander. In den 70er Jahren knüpfte der Künstler Beziehungen zur Kunstszene der französischen Hauptstadt. In den großen Pariser Museen für moderne und zeitgenössische Kunst und in Galerien richtete er Installationen ein. Und da er sich auch außerhalb des Kunstbetriebs umsah, fand manch französisches Motiv in seine Arbeit Eingang, etwa in die Grafik "Initiation Gauloise (Paris-Métro, 1958-74)" von 1976.

Ein tolles Poster stammt von der Pariser Galerie Yves Lambert: Beuys, als schwarze Figur mit Hut von hinten als Schattenriss fotografiert, blickt von einer Anhöhe auf die Stadt hinab. Bekannter sind die Motive von den bewährten Beuys-Schauplätzen: Beuys in seinem Atelier am Düsseldorfer Drakeplatz, mit seinen beiden Kindern nahe der früheren Galerie Ilverich in Meerbusch und – als Plakat – die berühmte Installation "Barraque D'Dull Odde" im Krefelder Kaiser-Wilhelm-Museum.

Im zweiten der beiden Säle breitet die Ausstellung Radierungen, Zeichnungen, Siebdrucke und Auflagenobjekte aus, darunter so Skurriles wie zwei Teetüten ("Wirtschaftswerte"), die Beuys handschriftlich betitelt und signiert hat. Auch hat er das Buch "Joseph Beuys und die Medizin", das sein Freund Murken verfasste, eigenhändig betitelt, mit einem gezeichneten Hut und einem Filzeinband versehen. Schließlich: Was wäre eine solche Kabinett-Schau ohne das vielreproduzierte Auflagenobjekt, das aus einer Maggi-Flasche und einer Reclam-Ausgabe von Kants "Kritik der reinen Vernunft" besteht? Zudem waren 30 der ausgestellten Fotografien bislang noch nicht veröffentlicht – auch dies ein Grund, die Beuys-Stadt Mülheim zu entdecken.

Ausstellung bis 25. August im Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr, Synagogenplatz 1, nahe Hauptbahnhof; Di.-So. 11-18 Uhr; Eintritt: vier Euro, ermäßigt zwei Euro

(RP)
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