Doku „Apache bleibt gleich“ Apache 207 erzählt die Geschichte seines Aufstiegs

Die Heldenreise eines Popstars: In „Apache bleibt gleich“ erzählt Rapper Apache 207 sein Leben zwischen Ghetto und Lamborghini. Die Dokumentation wurde soeben bei Amazon veröffentlicht.

“Ja, warum jetzt eine Doku über mich?“: Apache 207 in dem Film.

“Ja, warum jetzt eine Doku über mich?“: Apache 207 in dem Film.

Foto: dpa/Nepomuk Fischer

Die schönste Stelle ist die mit seiner früheren Lehrerin. Frau Pfaff sitzt in einem Klassenzimmer des Theodor-Heuss-Gymnasiums in Ludwigshafen und soll etwas über ihren ehemaligen Schüler Volkan Yaman sagen. Der sitzt ihr gegenüber, ist inzwischen ein Star, nennt sich Apache 207 und hat mit „Roller“ den hierzulande meistgestreamten Song der Jahre 2019 und 2020 veröffentlicht. Frau Pfaff denkt nach und sagt dann zu ihm: „Es gab keinen Fall, wo Sie in irgendeiner Weise negativ aufgefallen wären.“ Als er beim Abiball plötzlich angefangen habe zu singen, habe sie sogar gedacht: „Wow, das hört sich richtig professionell an.“

„Apache bleibt gleich“ heißt die Dokumentation, die Amazon Prime und Regisseur Nepomuk Fischer („FC Bayern: Behind the Legend“) soeben über einen von Deutschlands erfolgreichsten Künstlern veröffentlicht haben. Der Titel zitiert den Refrain des Songs „Roller“, der allein bei Spotify 320 Millionen Mal aufgerufen wurde. „Ja, warum jetzt so eine Doku über mich?“, fragt Apache zu Beginn des Films. Und da das ja sein Film ist, antwortet er direkt selbst: Weil er den Leuten „was mit auf den Weg geben“ möchte: „Was ich erlebt habe, war schon abartig. Drei Jahre im Dauerrauschzustand.“

Apache 207 ist ein Phänomen. Der 24-Jährige trat erst vor vier Jahren mit seinem ersten Social-Media-Posting in die Öffentlichkeit. Der Dokumentarfilm zeichnet die Blitzkarriere nun nach, und den dramaturgischen Rahmen bildet das erste Konzert, das Apache 207 je gab. Es fand in der Schweiz statt und musste wegen der Pandemie mehrfach verschoben werden.

Man sieht den Künstler in einer Mercedes-G-Klasse fahren. Auf den goldenen Felgen seines anderen Autos, eines Mercedes-Cabrio, steht in schwarz „Apache 207“ und „Limited Edition“. Als er einen Lamborghini entdeckt, sagt er: „Schon ein Wahnsinns-Auto.“ Und irgendwann sagt jemand, eine enorme Leistung von Apache sei es, Klischees zu durchbrechen.

Apache trägt meistens Sonnenbrille, und wenn nicht, liegt ein schwarzer Balken über seinen Augen. „Ich will, dass man nur das von meiner Seele sieht, was ich bereit bin zu offenbaren“, sagt er. Selbst Babyfotos werden also geschwärzt. Und, ach so: Apache nenne er sich, weil er schon früher wegen seiner langen Haare so genannt wurde.

Apache 207 in der Schweiz. Szene aus dem Film.

Apache 207 in der Schweiz. Szene aus dem Film.

Foto: Amazon Prime

Der Film ist als Heldenreise angelegt, stellenweise erzählt er eine Heiligengeschichte. Um die harten Anfänge zu illustrieren, besuchen Apache und sein Bruder die alte Wohnung der Familie in einem Ludwigshafener Wohnkomplex. Sie steht leer, dem Bruder kommen die Tränen, ein „Ghetto“ sei das gewesen: „Ich würde sagen, mein Bruder hat eine schwere Kindheit gehabt.“ Apache bleibt gefasster, ist aber ebenfalls von sich selbst gerührt. Was es nütze, wenn man megareich, aber im Grunde obdachlos sei, weil man nur in geleckten Hotels übernachte, fragt er. Dann legt er die Hand auf den Türrahmen zum früheren Badezimmer und sagt: „Hier ist Leben drin.“

Man weiß gar nicht so viel über den Künstler, der seinen eigenen Erfolg „bestialisch“ nennt. Amazon wirbt denn auch damit, dass es hier das erste Interview überhaupt zu erleben gebe. So sagt Apache also dieses: „Ich weiß, dass ich beruflich am Gipfel stehe, und materiell gesehen hab‘ ich auch alles erreicht, wovon ich als Kind geträumt habe. Aber mein Glück find‘ ich darin, niemals zu vergessen, wo ich herkomme und was mir meine Mama mitgegeben hat.“ Sein schönster Vers sei dementsprechend dieser aus dem Titel „Fame“: „Mama, schau her, dein Sohn hat es endlich geschafft / Du wurdest eine Millionärin über Nacht.“

Apache 2017 inszeniert sich als Grübler. Der Erfolg scheint ihm unheimlich zu sein, vor allem steigere er die Aufregung vor jeder neuen Produktion: Wird sie wieder so gut ankommen? So erlebt man einen einigermaßen verstimmten Künstler, als das Video zu „2sad2disco“ nicht so oft geklickt wird wie erhofft. Wenn er einen Song fertig habe, sei das, als gebe er einen Teil von sich ab: „Und die Frage ist, wie viele Teile hast du?“ Er habe Angst, dass es morgen vorbei sein könnte. Und er rechnet auf, was er im Gegenzug zur Berühmtheit verloren habe. Die Privatsphäre etwa. Dass er nicht mehr rausgehen könne, ohne sich in einer Menschenmenge wiederzufinden. „Wenn ich schon im Käfig sitze, dann soll der verdammt nochmal auch aus fucking Gold sein.“

Xatar und Loredana kommen zu Wort, Plattenbosse und Produzenten. Sie loben, dass Apache „das Gangsta-Ding“ umgehen konnte und mit einer Mischung aus Rap, 80er-Jahre-Elementen und Eurodance erfolgreich wurde. Und alle sagen mehrfach, dass er auf dem Teppich geblieben und sein Umfeld sehr stabil und treu sei.

Das erste Konzert wird natürlich ein Hit. Der Held ist am Ziel. Kurz vor dem Abspann sieht man Apache 207 in schneebedeckter Landschaft stehen. Die Kamera nähert sich. Und aus dem Off zieht der Künstler Bilanz: „Wir fahren Porsche, wir fahren AMG. Aber ich hab Leute um mich herum, mit denen ich auch auf einem Fahrrad in ein kleineres Büro fahren könnte.“

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