München Anwalt: Gurlitt wurde falsch zitiert

München · "Der Spiegel" wehrt sich und stellt den Beweis ins Netz. In einem Video hatte der Kunstsammler erklärt, dass er keine Bilder freiwillig zurückgeben werde.

Hannes Hartung, der Anwalt des Münchner Kunstsammlers Cornelius Gurlitt (81), erhebt in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" Vorwürfe gegen die Berichterstattung des Magazins "Der Spiegel". Es habe Gurlitt falsch zitiert. Sein Mandant sei, anders als das Magazin angibt, immer bereit gewesen, Bilder zurückzugeben. Das Magazin wehrt sich indes gegen den Vorwurf. Er sei "schlicht falsch" heißt es.

"Spiegel Online" zeigte gestern ein Video mit einem Interview, das Gurlitt der "Spiegel"-Autorin Özlem Gezer gegeben hatte. Darin sagt Gurlitt: "Ja, das mach' ich eben nicht. Ich geb' nichts freiwillig zurück. Das mach' ich auf keinen Fall." Gezer hatte den Kunstsammler laut Video im vergangenen Jahr mehrere Tage begleitet und Gespräche mit ihm geführt. In ihrem Bericht vom 18. November zitierte sie ihn mit den Worten: "Freiwillig gebe ich nichts zurück, nein, nein."

Anwalt Hartung hatte im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" angekündigt, gegen die Berichterstattung über seinen Mandanten vorgehen zu wollen. "Sein Leben ist komplett aus den Fugen geraten, auch durch die Verletzung seiner Persönlichkeitsrechte, etwa, wenn Bilder aus den Ermittlungsakten abgedruckt wurden oder er als Messie in einer Höhle bezeichnet wurde", sagte Hartung im Interview. Was seit November geschehen sei, als der spektakuläre Fund von weit mehr als 1000 Kunstwerken in Gurlitts Schwabinger Wohnung bekanntwurde, habe dem alten Mann gesundheitlich schwer zugesetzt. "Da wurden Grenzen überschritten, wir werden dagegen vorgehen", sagte der Anwalt.

Sein Mandant sei im Übrigen stets bereit gewesen, sich mit Erben auseinandersetzen, die möglicherweise Ansprüche auf seine Bilder erheben, so Hartung. Inzwischen liefen Gespräche. Bei dem Verkauf des "Löwenbändigers" von Beckmann 2011 habe Gurlitt die Flechtheim-Erben am Verkauf beteiligt. "Und damals gab es anders als heute noch keinen äußeren Druck." Auch hätten Gespräche zum Beispiel mit Christopher Marinello begonnen, dem Vertreter der Erben von Paul Rosenberg. Dabei gehe es um eines der wertvollsten Werke, die "Sitzende Frau" von Matisse. Hartung sagte der Zeitung weiter, Gurlitt habe seine Sammlung nicht versteckt und mögliche Probleme damit auch nicht verdrängt. "Das Problem Verdrängung ist nicht eines von Gurlitt. Es ist ein deutsches Problem." Er erhob Vorwürfe gegen deutsche Museen: "Die deutschen Museen haben nach dem Washingtoner Abkommen ihre Hausaufgaben nicht gemacht", sagte Hartung. "Oft spricht man nicht einmal mit den Anspruchstellern."

(vpa/dpa)
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