Museum der Schönen Künste Der alte und neue Star von Antwerpen

Für 100 Millionen Euro ist das Königliche Museum der Schönen Künste auf originelle Weise restauriert worden. Besucher erwartet künftig ein spannender Besuch in zwei künstlerischen Welten. Eröffnung ist im September.

 Das Königliche Museum der Schönen   Künste in Antwerpen verspricht seinen künftigen Besuchern "das schönste Gefühl".

Das Königliche Museum der Schönen Künste in Antwerpen verspricht seinen künftigen Besuchern "das schönste Gefühl".

Foto: Karin Borghouts

Das Königliche Museum der Schönen Künste ist neuerdings ein Museum mit zwei Gesichtern. Das eine zeigt sich in der liebevollen, nahezu originalgetreuen Restaurierung der alten hohen Säle mit ihren ovalen gepolsterten Bänken in der Mitte, die zum geruhsamen Betrachten von Rubens oder Jan van Eyck einladen. Das andere wirkt auf Fotomontagen, als sei es von oben eingeschwebt: eine weiße Landschaft aus Treppen und Räumen für die Kunst nach 1880.

Das Rotterdamer Büro KAAN Architecten hat sich das ausgedacht und dem Museum damit zu 40 Prozent mehr Ausstellungsfläche verholfen. Wie Rubens den Schwerpunkt der alten Abteilung bildet, so steht James Ensor im Mittelpunkt des neuen White Cube. Licht, Farbe und Gestalt werden dort die Leitthemen sein, wenn sich das Museum nach elfjähriger Sanierung am 24. September wieder öffnet. Die flämische Regierung hat sich das Projekt von nicht nur nationalem, sondern auch europäischem Rang etwas kosten lassen: rund 100 Millionen Euro.

Adriaan Gonnissen, Kurator für moderne Kunst, vergleicht das königliche Museum der Alten Meister, der Moderne und der jungen Kunst von heute mit dem Frankfurter Städel und stapelt damit vielleicht zu tief. Schließlich ist das Haus schon allein in der Fülle seiner wandhohen und -breiten Rubensformate kaum zu überbieten. In der neuen Abteilung befindet sich das weltweit größte Konvolut von Werken des flämischen Symbolisten, Surrealisten und Expressionisten James Ensor, ebenso die umfangreichste Kollektion des hierzulande weniger bekannten belgischen Malers und Bildhauers Rik Wouters.

Was Gonnissen wie viele seiner Landsleute vermisst, ist Ensors 4,30 mal 2,60 Meter messendes Gemälde „Der Einzug Christi in Brüssel". Noch zu Beginn der 1980er Jahre war die von Masken wimmelnde Szene die Sensation des Hauses, doch es handelte sich um eine Leihgabe. Die Besitzer verkauften das Monumentalwerk ans J. Paul Getty Museum in Los Angeles, nachdem sich der belgische Staat nicht in der Lage gesehen hatte mitzubieten.

Das ändert jedoch nichts daran, dass das Königliche Museum „unser alter und neuer Star" ist, wie Gonnissen betont: „Unsere Bilder sind die besten flämischen Botschafter im Ausland". Vom 16. Juni an kann man online Tickets buchen unter https://kmska.be/en und sich dann von Rubens' Nackten ebenso beflügeln lassen wie von Hans Memlings „Gottvater mit singenden und musizierenden Engeln".

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