„Im Moment fahren wir auf Sicht“, gibt Koljah Podkowik zu und hofft, „dass alles wie geplant stattfinden kann“. Die letzten zwei Jahre waren für ihn und seine beiden Antilopen-Kollegen Daniel Pongratz (Danger Dan) und Tobias Pongratz (Panik Panzer) kreativ gesehen der Impuls, die Weichen neu zu stellen und eine eigene Plattenfirma zu gründen.

Im Januar 2020 hatte die Gruppe nach drei Jahren Pause mit „Abbruch Abbruch“ ein neues Album herausgebracht und plante, die nächsten Monate damit live auf der Bühne zu stehen. „Das war der Zeitpunkt, als es gerade so richtig mit Corona losging: Unsere Konzerte im März wurden abgesagt, und als klar wurde, dass der Festivalsommer ausfallen wird, zeichnete sich am Horizont schon ab, dass der Bankrott eine realistische Gefahr für uns sein könnte“, erinnert sich Koljah. „In dieser Gemengelage dachten wir, jetzt ist alles egal, und haben die Entscheidung für das Label getroffen. Es war für uns der Weg aus der Krise.“

Seit 2014 war die Antilopen Gang bei JKP, der Plattenfirma der Toten Hosen, unter Vertrag gewesen. „In den letzten sieben Jahren haben wir super viel darüber gelernt, was es heißt, professionell Musik zu machen. Wir haben JKP sehr viel zu verdanken“, bilanziert Koljah. Dieses Wissen, möchten die drei Gang-Mitglieder nun für ihr eigenes Geschäft umsetzen. Dabei können sie auf Erfahrungen aus ihrer Anfangszeit ab 2009 zurückgreifen. „Wir haben unsere CDs damals selbst pressen lassen, T-Shirts teilweise im Siebtdruckverfahren selbst bedruckt und Aufritte organisiert“, erinnert sich Koljah und fügt schmunzelnd hinzu: „Meine Wohnung in Bilk war ein Lagerraum für Merchandise. Wir haben da die Musik im Kleiderschrank aufgenommen und von dort T-Shirts oder CDs verschickt.“

Ihr neues Label „Geldwäsche“ hat ein Standbein im Berlin. Dort haben die Antilopen ihr Studio, denn die Brüder Danger Dan und Panik Panzer leben in der Hauptstadt. Für Koljah keine Option. Der Vater einer kleinen Tochter sieht seine Wurzeln in Düsseldorf. Ihm gefällt es, Familie und Arbeit voneinander getrennt zu halten.

Als der Lockdown im vergangenen Jahr die Kulturbranche weitgehend lahmlegte, entschieden sich die Antilopen, nicht die Hände in den Schoß zu legen, sondern an neuem Material zu basteln. Die drei arbeiteten gewissermaßen im Homeoffice und schickten sich die neuen Stücke gegenseitig zu. „Statt den Kopf in den Sand zu stecken, wurden wir kreativ und haben ein rein digitales Album produziert“, sagt Koljah. „Adrenochrom“ firmierte bereits unter dem Labelnamen „Geldwäsche“. Der übrigens auf das 2013 verstorbene vierte Antilopen-Mitglied, Jakob Wich, zurückgeht.

Danger Dan wollte ein Klavieralbum aufnehmen und schlug vor, die Platte auf „Geldwäsche“ herauszubringen. Eine kluge Entscheidung, wie sich herausstellte, denn die CD mit dem Titel „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ war eine der erfolgreichsten Veröffentlichungen 2021.

Im Juli kamen die Jungs dann auf die Idee, die nächste Platte solle an Heiligabend herauskommen. Die Zeit war knapp, aber sie erinnerten sich an eine alte Hip Hop-Tradition und planten einen Label-Sampler. Da sie aber bislang die einzigen Künstler der Firma sind, brauchten sie „a little help from their friends“. Die Compilation vereint nun ein paar ganz besondere Perlen für ihre Fans. Jede Antilope, auch Jakob Wich, hat erstmals einen Solosong auf der Platte „Uns ist es wichtig, dass Jakob als vierte Antilope nicht vergessen wird. Die Platte ist ein schöner Anlass, ihn noch einmal mit einer unveröffentlichten Aufnahme zu würdigen“, merkt Koljah an.

Für weitere Songs, luden die Jungs Kollegen wie die Rheinischen Frohnaturen, die Toten Hosen, Max Herre und Bobby Fletcher ein. „Ein Sampler gibt uns einfach viele Möglichkeiten Stücke zu veröffentlichen, die wir sonst nicht auf ein Antilopen-Album nehmen würden. Wir können uns jetzt einfach mal die Freiheit nehmen und ausprobieren.“