Kabarett Der Mann in Merkels Dienstwagen

Am Donnerstag gastiert der Kabarettist Michael Frowin mit dem neuen Programm im Kom(m)ödchen.

 Der Kabarettist Michael Frowin.

Der Kabarettist Michael Frowin.

Foto: B. Brundert/BERND BRUNDERT

Seit fast einem Jahrzehnt schlüpft Michael Frowin in die Rolle des Kanzlerchauffeurs. Ersonnen wurde die Figur für „Kanzleramt Pforte D“, eine TV-Politsatire. „Es reizte mich, auf diese Weise eine Nähe zur Macht zu suggerieren“, erzählt der Kabarettist. „Ich merkte dann, wie gut sich das auch auf der Bühne umsetzen lässt“, sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion. Drei Solo-Programme rankten sich bisher um den Mann in Merkels Diensten.

Mit seinem jüngsten, „Der Kanzlerchauffeur bremst für Deutschland“, gastiert Michael Frowin am Donnerstag im „Kom(m)ödchen“, dessen Ensemble er 1991 für ein Jahr angehörte. Seine Kontakte zu Düsseldorf blieben stets erhalten. Schon wegen seines engen Freundes Martin Maier-Bode, der als Autor auch in die „Kanzleramt“-Fernsehsendung eingebunden ist.

Man brauche zwar für einen Soloabend einen langen Atem, räumt Michael Frowin ein. „Aber Angela Merkel hat mich ja auch gut gefüttert.“ Hatte er sich anfangs noch ganz an ihrer Person abgearbeitet, zielt sein Programm nun in eine andere Richtung. „Das hat sich ganz automatisch so entwickelt“, sagt er. „Ich hatte das Gefühl, es sei wichtiger, sich mit grundsätzlichen Themen zu beschäftigen, als mit den immer gleichen Politikernasen.“

Konnte er die Kanzlerin über die Jahre liebgewinnen? Oder sieht er sie heute kritischer? „Wenn ich mich auf die aktuelle Situation beziehe, in der nur wenige Politiker wissen, dass es besser ist, auch mal den Mund zu halten, bin ich schon froh, dass wir die Bundeskanzlerin haben. Nicht mit allem, was sie tut, bin ich einverstanden. Aber sie bleibt immer besonnen, was in diesen aufgeregten Zeiten von Vorteil ist.“

Dennoch sei die Chauffeurs-Figur nicht für die Ewigkeit gemacht. Die Schwerpunkte haben sich verschoben. „Das neue Programm ist nicht mehr nur auf Merkel abgestimmt“, erklärt er. „Gleichwohl ist es hochpolitisch und sehr viel investigativer geworden. Es geht um Lobbyismus, um Verflechtungen. Nein, ich brauche die Kanzlerin tatsächlich nicht mehr, um Kabarett zu machen.“

Der gebürtige Hesse Michael Frowin zog 1989 zum Schauspiel- und Gesangsstudium nach Berlin. Und blieb. „Gleich nach dem Abitur durfte ich den Mauerfall und die Wende erleben. Ein großes Glück, ein Geschenk. An Berlin hängt mein Herz.“ Ein Stück davon hat er auch nach Hamburg mitgenommen, wo Frowin seit zwölf Jahren künstlerischer Leiter des Theaterschiffs „Das Schiff“ ist. Er arbeitet als Autor und Regisseur für Kabarettbühnen, textet Libretti für die Oper, schreibt Songs für Musicals und Shows. Nicht immer leicht, sich durch dieses Pensum zu manövrieren. Wo findet er Raum für kreative Phasen? Seine Antwort: „Ich stelle das Telefon ab und bleibe diszipliniert am Schreibtisch.“ Er stimme dem Schriftsteller Philip Roth zu, der einmal sagte: „Spinner warten auf Inspirationen. Alle anderen setzen sich hin und arbeiten.“

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