Alte Pinakothek wird 175 Jahre

Besser als in der Alten Pinakothek von München kann es der Kunstfreund kaum haben. Auf Schritt und Tritt begegnet er Meisterwerken der Malerei des 13. bis 18. Jahrhunderts. Es herrschen geradezu paradiesische Zustände: Die Gemälde von Dürer, Leonardo da Vinci, Rubens und vielen anderen Alten Meistern vermitteln allerhöchste Kunstseligkeit.

Das auf Geheiß des bayerischen Königs Ludwig I. erbaute und am 16. Oktober 1836 eröffnete Museum beherbergt eine der bedeutendsten Gemäldesammlungen der Welt. Die umfasst mehrere tausend Werke, von denen rund 700 ausgestellt sind. Prachtstück der Abteilung altniederländischer Malerei ist Rogier van der Weydens "Columba-Altar" (um 1455), der durch Detailrealismus in leuchtenden Farben besticht. Umfangreich wie nirgendwo sonst in Deutschland ist die Malerei von Peter Paul Rubens um sein sechs Meter hohes "Großes Jüngstes Gericht" (1617) aufgereiht. Auf Glanzstücke von Rembrandt folgen Meisterwerke der französischen und spanischen Malerei.

Im Jubiläumsjahr wartet die Alte Pinakothek mit Ausstellungen auf, deren Ausgangspunkt Prachtstücke der Galerie, die Geschichte der Sammlung oder ihrer Herberge sind. Das Museum besitzt Hauptwerke der altdeutschen Malerei wie Albrecht Altdorfers "Alexanderschlacht" (1529). Atemberaubend gut ist Albrecht Dürer mit seinem "Selbstbildnis im Pelzrock" (1500) und den beiden Tafeln der lebensgroß dargestellten "Vier Apostel" (1526) vertreten. Ab Juli werden unter dem Titel "Drunter und Drüber" sechs prominente Werke der altdeutschen Malerei Seite an Seite mit Infrarotaufnahmen von ihnen präsentiert. So wird nach Jahrhunderten ans Licht gebracht, was der Künstler auf den Bildträger zeichnete, bevor er zu malen begann.

Im März beginnt die Schau "König Max I. Joseph von Bayern (1756–1825) als Sammler alter Meister". Der erste König von Bayern legte eine Privatsammlung von höchster Qualität an. Sein Hauptinteresse galt der holländischen Malerei des 17. Jahrhunderts. Einige seiner Werke gehören der Alten Pinakothek.

Größter Verlust ist Jan Vermeers "Frau mit Waage" (1662–1664). Für drei Monate wird die offenbar schwangere junge Frau, die gedankenverloren eine kleine Balkenwaage in der Rechten hält, aus Washington nach München zurückkehren.

Eine der glanzvollsten Museumsabteilungen ist die der italienischen Malkunst des 14. bis 16. Jahrhunderts. Die liebliche "Maria mit dem Kinde" (um 1473) ist ein Frühwerk Leonardo da Vincis. Eines der berühmtesten Gemälde der Sammlung ist Tizians packendes Spätwerk der "Dornenkrönung Christi" (um 1570). Ebenso berühmt ist eine traute Szene im Freien: Raffaels "Heilige Familie aus dem Hause Canigiani" (um 1505/06).

"Perugino – Raffaels Meister" heißt der ab Oktober laufende Höhepunkt des Ausstellungsprogramms. Die Alte Pinakothek besitzt ein Hauptwerk Pietro Peruginos: "Die Marienvision des hl. Bernhard" (um 1490/94). Andreas Schumacher, Kurator der ersten Perugino-Schau außerhalb Italiens, berichtet: "Das Gemälde markiert als eine der frühen klassischen Altarbildinventionen des Meisters den Beginn seiner erfolgreichsten Schaffensperiode." Die steht im Mittelpunkt der Schau. Sie umfasst religiöse Motive wie die "Madonna del Sacco" und das "Porträt des Franceso delle Opere".

Info Bayerische Staatsgemäldesammlungen: Alte Pinakothek, Barer Straße 27, München. Di. 10–20 Uhr, Mi.–So. 10–18 Uhr. Tel.: 089 23805216. www.pinakothek.de; der Museumsführer zur Schau – erschienen im Prestel-Verlag – kostet 9,95 Euro.

(Rheinische Post)
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