Neues Album von Mitski Lieder über das Küssen

New York · Die amerikanische Musikerin hat mit „Be The Cowboy“ ihr bislang bestes Album vorgelegt.

 Be The Cowboy, Album-Cover

Be The Cowboy, Album-Cover

Foto: label

Diese Künstlerin ist unglaublich, und ihre neue Platte ist großartig, und wer beide nicht kennt, bringt sich um das allergrößte Vergnügen. Mitski heißt diese Musikerin. Sie ist  27, ihre Mutter ist Japanerin, der Vater Amerikaner, und bevor die Familie in New York zur Ruhe kam, zog sie um die halbe Welt. Davon erzählt Mitski in ihren Liedern; davon, wie es ist, ständig neu ankommen zu müssen und zwischen zwei Kulturen zu leben. Sie tut das so, als erzähle sie es nur ganz wenigen, im Grunde nur demjenigen, der gerade zuhört. Mitski hören ist etwas sehr Intimes, sie behandelt ihre Zuhörer nämlich wie Freunde, man fühlt sich bei ihr gleich zuhause.

„Be The Cowboy“ heißt das inzwischen fünfte Album von Mitski. Die ersten beiden nahm sie auf eigene Faust auf, und das vierte, das unter dem Titel „Puberty 2“ vor zwei Jahren erschienen ist, war ein Meisterwerk. Das war Indie-Pop zwischen Lorde und St. Vincent. Im Mittelpunkt stand eine verzerrte Gitarre, die klang, als habe Mitski sie sich von Liz Phair geborgt. Dazu sang sie über die Liebe und ihre Farben und Stimmungen, über romantische Liebe und das Verliebtsein, übers Verlassenwerden und das Unglücklichsein. Wer nun allerdings denkt, Mitski würde jammern, der liegt falsch. Sie ist so lässig und cool und dabei so empathisch und sympathisch, dass sich das Über-Liebe-Sprechen plötzlich neu und ungehört anfühlt.

„Be The Cowboy“ ist musikalisch noch reifer, jedes dieser 14 im Schnitt zweieinhalb Minuten langen Lieder klingt anders. In „Me And My Husband“ grüßen von Ferne die Beatles, in dem total tollen „Why Didn’t You Stop Me“ meint man das Yellow Magic Orchestra zu hören. „Nobody“ ist Glitzer-Disco pur, und das letzte Lied ist das schönste, es handelt von einem alten Paar, das einsam irgendwo tanzt. „I just need someone to kiss“, ruft Mitski.

Ein Album über den Sinn des Lebens. Philipp Holstein

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