Neues Album “Alles OK“ Aschenbecher-Romantik von Love Machine

Die Düsseldorfer Band besingt auf ihrem neuen Album die Nacht. Die Zeichen stehen auf Krawall. Die Gitarren wurden aus dem Lockdown befreit.

 Love Machine aus Düsseldorf.

Love Machine aus Düsseldorf.

Foto: Jens Vetter

Vielleicht kann man den Stil der Düsseldorfer Band Love Machine am besten als Aschenbecher-Romantik bezeichnen. Sänger Marcel Rösche bringt seine Texte mit abgespreiztem und gelb verfärbtem kleinen Finger vor. „Traurige Lust unter Wolken aus Gold“, singt er. „Vergebene Hoffnung, das Herz wiegt so schwer / Von unseren Fingern tropft Nikotin / Unsterblichkeit am Himmelstor“.

Soeben ist das neue Album der Gruppe erschienen, es heißt „Alles OK“, könnte aber auch „Alle KO“ heißen. Es handelt vom Schiffbruch am Rhein, vom Kontrollverlust im Selbstversuch, und es enthält glitzernde Lyrics zwischen kaltem Rauch und zündenden Gedanken, zwischen Altbierpfütze und Schweißperlen. Stilbewusster Krawall von der Bordsteinkante, der gerne mit der Tradition flirtet. Düsseldorf Noir.

Love Machine machen Rockmusik, aber genau so, wie man heute Rockmusik machen muss. Schnell, übertrieben, bretthart und manchmal total gaga. „Ray Ban aus dem Internet“ mutet wie eine zeitgenössische Fortsetzung des Toten-Hosen-Klassikers „Modestadt Düsseldorf“ an. Mit „A Go Go“ versuchen sie, die Fehlfarben beim Slogan-Dichten zu übertreffen (Kostprobe: „Es fliegt ein Bier durch den Raum / Schöne Krone, guck der Schaum“). Und für „Besonderes Exemplar“ bitten sie schickere Meerjungfrauen, einen Background-Chor zu bilden: „Komm, wir buddeln uns ein Loch und füllen es auf mit Grog“ und „Du bist ein ganz besonderes Exemplar / Du bist schon längst mit allen Tonic Wassern gewaschen“.

„Alles OK“ ist nicht so glamourös wie der Vorgänger „Düsseldorf — Tokyo“. Nicht so introvertiert. Stattdessen wütender, aber auch euphorischer. Die Gitarren sind zurück aus dem Lockdown, und sie freuen sich sehr.

Das ist Straßenmusik. Musik, die von der Straße erzählt und dort gehört werden sollte. Zusammen und am besten nachts. „Brüder und Schwestern an der Bar / Friedensbewegung aus dem Zapfhahn“.

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