„Patient Number 9“ Ozzy Osbourne besingt den Weltuntergang

Samtig brummende Apokalypse: Auf „Patient Number 9“ wird der 73-Jährige von alten Kollegen wie Eric Clapton und Tony Iommi unterstützt.

Ozzy Osbourne im August auf der Bühne.

Ozzy Osbourne im August auf der Bühne.

Foto: dpa/David Davies

Dieses Album handelt von schreienden Tieren bei Sonnenuntergang, von düsteren Prognosen und ewiger Endzeit. Dass sie trotz der ausgesucht pessimistischen Grundhaltung zur Freude Anlass gibt, liegt daran, dass Verfall und Ausweglosigkeit mit großer Hingabe und Virtuosität in Bilder und Klanglandschaften ausgestaltet werden. Von Ozzy Osbourne hörte man doch zuletzt, dass er an Parkinson leide, sich eine Lungenentzündung eingefangen habe, dass Corona ihn erwischte und er am Rücken operiert wurde. Und nun singt er mit dieser Stimme? Wenn das keine gute Nachricht ist.

„Patient Number 9“ heißt die Sammlung von 13 neuen Songs des Mannes, der inzwischen 73 ist und vor Urzeiten mit seiner Band Black Sabbath den Heavy Metal erfand. Sein Kompagnon von damals, Gitarrist Tony Iommi, unterstützt ihn nun wieder, und tatsächlich macht es beiden doppelt so viel Spaß, die düsteren Bewegtheit der Seele gemeinsam zu durchschreiten. „No Escape From Now“ baut sich denn auch so allmählich und unausweichlich auf, dass es eine Freude ist. „Too much confusion / With living today“, heißt es gleich zu Beginn. Die Hölle der Gegenwart wird darin in den tiefsten Tönen beschwärmt, das Stück brummt irgendwie sehr samtig in seiner Abgrundverliebtheit. Rund vier Minuten wälzt sich der Song herrlich träge durch lavaverbrannte Szenerien, bevor er Fahrt aufnimmt, Flügel bekommt und abhebt.

Überhaupt ging es im Studio offensichtlich zu wie im Taubenschlag. Man erlebt den letzten Auftritt des Foo Fighters-Drummers Taylor Hawkins, Duff McKagan von Guns N Roses ist dabei, Robert Trujillo von Metallica, Chad Smith von den Red Hot Chili Peppers und Jeff Beck. Ja, und auch Eric Clapton gehört zu den Beiträgern. Er sorgt in „One Of These Days“ für ein bisschen Eskapismus, und den braucht man an der Stelle dringend, denn Osbourne singt: „Killing myself but I never die.“

Das Cover von „Patient Number 9“.

Das Cover von „Patient Number 9“.

Foto: label

Auf „Patient Number 9“ regiert die Bombast-Ballade. Das ist perfekt produzierte und voluminös arrangierte Weltuntergangs-Koketterie mit einem „Prince Of Darkness“ in bestechender Form.

Nur am Ende, bei „Darkside Blues“, da wird es wirklich schaurig. Osbourne klingt, als sei er bereits ganz weit weg. Gut, dass er diesen zweiminütigen Jenseits-Blues mit einem dreckigen Lachen beendet.

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