„Love Songs“ von Peter Fox Wer dieses Album hört, bewegt sich lässiger

Der Titel gibt den Inhalt der Platte präzise wieder: Peter Fox beschwärmt auf „Love Songs“ das Leben in der Gegenwart. Und als ob diese Lieder nicht schon schön genug wären, tritt plötzlich Adriano Celentano auf und singt mit.

 Peter Fox hat soeben sein zweites Soloalbum veröffentlicht.

Peter Fox hat soeben sein zweites Soloalbum veröffentlicht.

Foto: dpa/Britta Pedersen

Wenn das wirklich das Album ist, auf das sich alle einigen können, muss man sich um die deutsche Gegenwart keine Sorgen machen. „Love Songs“ von Peter Fox hat nicht nur den wahrhaftigsten und präzisesten Titel aller Neuerscheinungen, es strahlt außerdem auch so viel Wärme und Daseinsfreude aus, dass man gleich losziehen möchte, um jemanden zu finden, mit dem man einatmen und seufzen kann.

Das ist ja erst das zweite Soloalbum des Seeed-Sängers, „Stadtaffe“ erschien vor 15 Jahren, verkaufte sich 1,5 Millionen Mal, und der Hit „Haus am See“ ist seither so etwas wie die heimliche Sehnsuchtshymne aller, die noch… – nein, keine Einschränkung: „Haus am See“ ist die Sehnsuchtshymne aller. Das Geheimnis des 51-jährigen Peter Fox sind aber nicht so sehr die Texte, wobei die ja auch, sondern noch vielmehr die Beats, die Percussion und der Groove. „Love Songs“ dauert gerade mal 35 Minuten, aber wer sie durchgehört hat, bewegt sich anders: lässiger und elastischer. Und dass Peter Fox in aktuellen Interviews damit kokettiert, eigentlich zu alt zu sein und zu uncool für einen Popstar, ist natürlich ohnehin ein sehr cooler Move für einen alten Popstar.

„Allein ist es draußen zu kalt“, singt Peter Fox, und „wir sind Pinguine, keine Part Time Lover“, nebenbei flicht er Melodiebögen, die sich zu einer DNA-Doppelhelix fügen. Er lässt Beats purzeln und Handclaps regnen, verneigt sich vor Dancehall und der südafrikanischen House-Spielart Amapiano, dazu hauchen Chöre endlich wieder willkommenes Aerosol in die Arrangements. Und manchmal öffnet sich eine Tür, und herein tritt jemand, mit dem man nicht gerechnet, den man aber die ganze Zeit vermisst hatte. Adriano Celentano zum Beispiel. Der ist 85 Jahre alt und sowieso ewig cool, und er grummelt ein paar Verse des Stücks „Toscana Fanboys“, das das Zeug hat, die nächste heimliche Sehnsuchtshymne aller zu werden.

Das Juwel in dieser Schatztruhe ist aber „Vergessen wie“, und wer nicht schon die Arme voll mit Rilke-Zitaten hat, sollte überlegen, ob man sich nicht große Teil des Textes tätowieren lässt: „Aber die City lebt / Euphorie, Bass geht tief / Ich werd nie sterben / Club bei Nacht, Vollkontakt.“ In „Ein Auge blau“ gelingt es Peter Fox sogar, den weltweit ersten Popsong zu schreiben, in dem das Wort „Beißschiene“ vorkommt.

„Alle malen schwarz, ich seh die Zukunft pink / Wenn du mich fragst, wird alles gut, mein Kind“. Der Sommer 2023 hat noch nicht mal begonnen, aber in „Love Songs“ sind schon alle Erinnerungen daran festgehalten.

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