Fan-Event an zwei Tagen Abba machen Party im Kino
Düsseldorf · Der 1977 veröffentlichte Film „Abba - The Movie“ ist ein bisschen schräg, bietet aber unwiderstehliche Konzertszenen. Nun wird er an zwei Tagen noch einmal gezeigt. Mitsingen und Tanzen ausdrücklich erwünscht.
Wer die Rolling Stones hört, will danach die Stadt anzünden. Wer die Beatles auflegt, möchte fremde Menschen fragen, ob sie Lust haben, gemeinsam zu seufzen. Und bei Abba tanzen alle und singen mit. Insofern sollte man die Ankündigung, dass der legendäre Film „Abba – The Movie“ 46 Jahre nach seiner Premiere wieder gezeigt wird, eher als Partyeinladung begreifen denn als cineastisches Ereignis. Zumal die Produktion ziemlich schräg ist, aber auf eine so offensichtliche Weise, dass man glücklich aus dem Kino kommen dürfte.
Am 17. und 19. September gibt es Vorstellungen mit dem Film, und manche finden am Sonntagnachmittag statt, was ein guter Termin für eine Zeitreise ist. „Fan-Event“ nennt sich die Aktion, und der Hintergrund ist natürlich die anhaltende massive Popularität von Abba. In London treten sie als Avatare auf, in Stockholm haben sie ein Museum, und bevor der eigentliche Film beginnt, muss sich das Publikum kleine Reportagen von beiden Stätten ansehen: An Abba hängt ja eine ganze Industrie, und die Geschichte, dass neulich Frida ihr Museum besuchte und gemeinsam mit ihrem digital erstellen jüngeren Selbst „Mamma Mia“ sang, ist tatsächlich sehr nett. Ein Mitarbeiter des Hauses, der die heute 77-Jährige nicht erkannt habe, soll ihre Karaoke-Einlage gelobt haben: „Du warst gut.“ Frida entgegnete: „Ja, oder!“
Dann beginnt der Film, den der spätere Hollywood-Regisseur Lasse Hallström gedreht hat, man kennt von ihm „Gilbert Grape“ und „Chocolat“. Wir reden hier aber vom Jahr 1977, und damals hatte er vor allem Videoclips zu Liedern der schwedischen Superstar-Band produziert. Auch in diesem Genre waren Abba sehr früh weit vorne. „Abba – The Movie“ erzählt in der Rahmenhandlung von einem australischen Radio-DJ, der eigentlich ganz glücklich ist mit der Musik, die er weitgehend unbehelligt spielt. Aber dann bittet der Senderchef ihn zu sich und gibt ihm den Auftrag, Abba zu interviewen. Die kommen nämlich auf Tournee nach Down Under, es ist der Höhepunkt der Abbamania, und der Radio-DJ möge bitte das endgültige Gespräch mit ihnen führen. Dummerweise habe er das nämlich schon angekündigt, und wie stehe man da, wenn man es nun nicht bringe. Der Mitarbeiter wehrt sich ein bisschen, aber dann zieht er los.
Im Folgenden begleitet man den armen Kerl von Sydney über Perth und Adelaide nach Melbourne, Abba immer auf den Fersen. Sein Misserfolg (einmal verschlafen, einmal im Stau gestanden, zweimal Presseausweis vergessen, mehrfach an Bodyguards gescheitert) ist purer Slapstick, und was „Abba – The Movie“ wirklich sehenswert macht, ist das Doku-Material. Man bekommt Ausschnitte aus Original-Pressekonferenzen, Backstage-Diskussionen und natürlich Lieder live on Stage.
Abba waren damals auf dem Gipfel der Welt. Sie hatten gerade „Dancing Queen“ veröffentlicht, thronten auf Platz eins der US-Charts, und noch verstanden sich alle gut. Die Eheprobleme zwischen Björn und Agnetha begannen erst im Jahr darauf. Es war die Phase, in der Frida rote Brille zu rotem Haar trug und alle so aus dem Häuschen waren, dass man sich wundert, wie die Band überhaupt noch den Kopf frei hatte, um neue Songs zu schreiben.
Die Australien-Tour war natürlich ausverkauft. Und auf der ersten Pressekonferenz im Land wird Benny gefragt, wie das denn nun sei, mehr Geld zu verdienen, als er ausgeben könne. Dass sie viele Steuern zahlten, antwortet er, und dass Geld nicht so wichtig sei. Und dass sie Tourneen eigentlich nicht so mögen würden, sagen sie auch, weil sie die Kreativität killten. Dann muss Agnetha die Frage über sich ergehen lassen, wie es sei, den schönsten Po der Welt zu haben. Sie reagiert gelassen: „Keine Ahnung, ich habe ihn ja noch nie gesehen.“
Das Beste am Film sind die Bühnenszenen. Man versteht nun noch besser, warum Dave Grohl von den Foo Fighters mit Abba-Schriftzug auf dem T-Shirt herumläuft und seine Verehrung für die Gruppe öffentlich macht. Das sind einfach gute Popsongs. Der Aufbau, die Dynamik, die Haken, an denen man festgehalten und mitgeschleift wird. Wer es schafft, den Refrain von „Knowing Me, Knowing You“ zu hören und danach nicht in Gedanken „Ah-ha!“ zu singen, bekommt ein Glas Sekt. Schafft eh keiner: „…there is nothing we can do…“ Selbst die Stücke aus der zweiten Reihe, die im Film aufgeführt werden, sind klasse: „Eagle“ zum Beispiel oder „The Name Of The Game“.
Ohne zu viel zu verraten, sei gesagt, dass der Radio-DJ Abba schließlich per Zufall in einem Fahrstuhl trifft, zum Glück hat er sein Aufnahmegerät am Mann. Und weil Abba-Songs bewirken, dass man nicht nach Hause möchte, gibt es nach dem Abspann drei Lieder in Karaoke-Versionen zum Mitsingen: „SOS“, „Dancing Queen“. Und: „Mamma Mia“.
Here I go again. My, my. How can I resist you?