20 Jahre Altstadtherbst

Düsseldorf In diesem Jahr besteht das Düsseldorfer Kulturfestival Altstadtherbst 20 Jahre; er beginnt am 15. September und endet am 3. Oktober. Über Programme und Ziele sprachen wir mit der Dramaturgin Beate Schüler.

Hat der Altstadtherbst eigentlich ein Programm mit einer Oberidee, oder ist das Motto gerade die Summe geistreicher, skurriler Einzelveranstaltungen?

Beate Schüler Generell ergibt sich das Motto aus den vielseitigen Programmpunkten. Dabei kommt es vor, dass wir zu einem frühen Zeitpunkt, also wenn das Programm noch nicht fertig ist, ein Motto wählen können, dass sich dann in weiteren programmatischen Querverbindungen wiederfindet.

Können Sie mal ein Beispiel nennen?

Schüler In diesem Jahr lautet unser Jubiläumsmotto "Blick zurück nach vorn". Es ergab sich aus einer zentralen Produktion des Festivals: Wir blicken zurück aufs kühnste Werk der englischen Musik des 16. Jahrhunderts, die 40-stimmige Motette "Spem in alium" von Thomas Tallis. Wir stellen ihr ein ebenfalls kühnes Werk der Moderne, "The great Learning" des Komponisten Cornelius Cardew, zur Seite. Den Blick nach vorn wenden wir mit einer Klanginstallation von Janet Cardiff "The forty part Motet", die die Stimmen der Tallis-Motette auf 40 Lautsprecher im Raum verteilt und so das Chorwerk für den Besucher begehbar und erlebbar macht.

Ein geheimer englischer Schwerpunkt?

Schüler Falls es ihn gäbe, wäre er so geheim, dass er mir nicht aufgefallen ist.

Hat sich das Festival verändert?

Schüler Es ist größer geworden, internationaler. Wir haben begonnen zu koproduzieren. In diesem Jahr ist das die Philippe-Genty-Prodution "Voyageurs Immobiles". Wir sind aber unserem "Grundauftrag" stets treu geblieben: nämlich Begegnungen zwischen Neuem und Altem, Lokalem und Globalem zu ermöglichen. Und zwar auf solch unprätentiöse Weise, dass unser Publikum uns mittlerweile auch in die entlegenen Programmtiefen wie die Kombination aus virtuoser italienischer Cembalomusik des Barock und minimalistischer amerikanischer Klaviermusik des 20. Jahrhunderts neugierig folgt.

Wollen Sie einem, der noch nie beim Altstadtherbst war, zwei Veranstaltungen empfehlen?

Schüler Nur zwei? Dann sollte es auf jeden Fall "Le Cirque Invisible" sein, denn da sieht man die ganz hohe Kunst des "Nouveau Cirque", und als zweites den englischen Chorabend "Harmonie des Universums" mit der korrespondierenden Klanginstallation von Janet Cardiff.

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