„Inklumojis“ Wenn ein Smiley im Rollstuhl sitzt

Düsseldorf · Neben den rund 2700 Emoticons für Textnachrichten gibt es mittlerweile auch rund 50 Inklumojis, die Menschen mit Behinderung zeigen.

 Inklumoji

Inklumoji

Foto: Aktion Mensch

Ein Tränen lachender Smiley, ein Daumen nach oben oder ein Liebespaar — Emojis ersetzen Worte. Über 2700 verschiedene Emoticons verleihen Textnachrichten den richtigen Schliff. Gelbe Smileys drücken verschiedene Emotionen aus. Kleine Figuren in Aktion zeigen, was man gerade macht. Auch verschiedene Hautfarben oder Religionen werden unter den Unicode-Emojis, also unter den Standard-Emojis, berücksichtigt. Nur Menschen mit Behinderung findet man in diesem Katalog nicht. Deshalb hat die Sozialorganisation Aktion Mensch 2017 die „Inklumojis“ ins Leben gerufen. Das sind mittlerweile 46 Icons und Gifs (bewegte Bilder) in einer App, die Menschen mit Behinderung in alltäglichen Situationen zeigen. „Wir möchten, dass Menschen mit Behinderung ganz selbstverständlich dazugehören“, sagt Hanna Ulatowski, Fachreferentin bei Aktion Mensch.

Die Inklumojis gibt es über die gleichnamige und kostenlose Tastatur-App. Sie sind ganz ähnlich wie die Emoticons, die täglich über die Sofortnachrichtendienste verschickt werden. Es gibt das verliebte Paar. Nur, dass einer von beiden im Rollstuhl sitzt. Es gibt verschiedene Sportler. Aber hier trägt der Basketballspieler eine Beinprothese. Auch eine Superheldin hat nur ein Bein. Zudem gibt es Icons, die bisher unter den geläufigen Emoticons fehlen. Etwa einen Menschen mit Blindenhund oder solche, die etwa ein „Hallo“ oder „Danke“ in Gebärdensprache ausdrücken. Über die Hautfarbe oder das Geschlecht kann auch bei den Inklumojis entschieden werden. Deshalb liegt die Zahl der insgesamt verwendbaren Inklumojis bei 316.

Die App ist außerdem barrierefrei gestaltet. Das bedeutet, dass auch Blinde und sehbehinderte Menschen sie über eine Vorlese-Funktion benutzen können. Die Inklumoji-App richte sich aber an jeden, sagt Ulatowski. „Wir wünschen uns, dass auch Menschen ohne Behinderung Inklumojis verwenden – einfach, weil sie coole Emojis sind, die die Stimmung der Menschen perfekt wiedergeben“, sagt Hanna Ulatowski. Über 10.000 Nutzer haben die App bereits heruntergeladen.

Die Inklumojis können im Moment nur als Bild, nach Installation der App, verschickt werden. Damit sie, wie die anderen Emojis auch, in normale Textnachrichten einfließen können, müssen sie in den Unicode-Zeichenstandardsatz aufgenommen werden. 2017 hat Aktion Mensch einen entsprechenden Antrag an Unicode gestellt. Einige Inklumojis werden nun in die nächste Unicode-Version 12.0 aufgenommen und sind ab nächstem Jahr abrufbar: der Rollstuhl, eine gehörlose Person, eine Person mit Hörgerät, Hand- und Beinprothese und der Blindenhund. „Bei zusätzlichen Inklumojis, zum Beispiel der Krücke, sind wir weiterhin im Austausch“, erklärt Ulatowski. Die App „Inklumoji“ kann im App Store oder im Google Play Store kostenlos heruntergeladen werden.

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