Song des Spieltags Seid doch mal leise

Düsseldorf (RPO). Unser Autor stellt jeden Montag den Song des Spieltages und seine Geschichte vor. Denn die TV-Kommentatoren lehren: "Solche Geschichten schreibt nur der Fußball" – und jede Geschichte hat einen Soundtrack verdient. Diesmal: "Enjoy The Silence" von Depeche Mode.

 "Hatte ich den Herd wirklich abgestellt?" - einmal nicht konzentriert, schon 0:5.

"Hatte ich den Herd wirklich abgestellt?" - einmal nicht konzentriert, schon 0:5.

Foto: dapd

Düsseldorf (RPO). Unser Autor stellt jeden Montag den Song des Spieltages und seine Geschichte vor. Denn die TV-Kommentatoren lehren: "Solche Geschichten schreibt nur der Fußball" — und jede Geschichte hat einen Soundtrack verdient. Diesmal: "Enjoy The Silence" von Depeche Mode.

In der Niederlage wünscht sich der Fußballfan Stille, überall. "Words are very unnecessary, they can only do harm", sangen Depeche Mode in "Enjoy the silence" — und ja, es hat was, wenn am Ende eines Spieltages, der nur dazu dient, ihn so schnell wie möglich zu vergessen, mal nichts gesagt wird. Wenn niemand anprangert, dass der Ball im Gladbacher Spiel so schlecht lief, als würde er durch eine unsichtbare Kraft ins Nirvana gesogen. Wenn keiner mosert, die Kölner Abwehr hätte zum Teil ausgesehen wie die einer Thekenmannschaft nach einer sehr langen und sehr fröhlichen Altweibernacht. Wenn der Mantel des Schweigens über die vor dem Spieltag geäußerte Zuversicht gelegt wird, es werde ein Spieltag, an den man sich als Fan noch lange erinnere. "All I ever wanted, all I ever needed is here in my arms" — das war vor dem Spieltag. Nachzulesen in all den Facebook-Posts, die kurz vor jedem Bundesliga-Spieltag in die Höhe schnellen wie ein Trampolinspringer beim Abheben. Nur dass dessen Landung oft weicher ist.

In Köln und Gladbach war die Landung am Wochenende besonders hart. Die Kölner feierten sich und den letzten Sieg noch bei Facebook und betonten, dass sie Borussia Dortmund ja eigentlich mögen. Am Ende fragten sich die Anhänger, wie sehr man einen Gegner mögen muss, um derart sang- und klanglos mit 0:5 unterzugehen. Klar, dass die Facebook-Häme der Nicht-Kölner sofort folgte wie ein Dortmunder Angriff auf den vorherigen. Mal kommt sie aus Düsseldorf, mal aus Leverkusen, mal aus Mönchengladbach. Wobei letzterer Verein der Facebook-Ansage "C'mon Gladbach" auch keine Taten folgen ließ und in einem erbärmlichen Spiel mit 0:1 in Hoffenheim unterlag. Immerhin gibt es im gesamten Facebook-Freundeskreis keine Hoffenheim-Fans, die Häme verbreiten könnten. Das ist Balsam für die geschundene Fan-Seele. Auch das müssen Depeche Mode gemeint haben, als sie "Enjoy the silence" sangen. Das Schöne ist: Nächste Woche ist all das vergessen.

Dann geht die Facebook-Zuversicht in die nächste Runde. Wenn es wieder nicht klappt, bleibt die Erkenntnis von Depeche Mode: "Words are meaningless and forgettable". Und wenn es mit dem Sieg was wird, dann sehnt sich niemand mehr nach Stille. Dann heißt es: Let's get loud.

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